Landnahme in Afrika: Riesige Ländereien für lau

Viele arme Länder schenken große Teile ihres Ackerlands ausländischen Investoren. Allein in fünf afrikanischen Staaten waren es in den letzten Jahren rund 2,5 Millionen Hektar.

Der Regenwald auf Madagaskar ist auch schon ohne die ausländischen Pächter bedroht. Bild: dpa

BERLIN taz | Erstmals haben die Vereinten Nationen die Bedingungen untersucht, zu denen Staaten wie China, Südkorea oder Saudi-Arabien Äcker im Ausland kaufen. Das Ergebnis: Viele Entwicklungsländer überlassen Investoren für Jahrzehnte riesige Agrarflächen, ohne dafür Geld zu bekommen - die wertvollen Felder werden quasi verschenkt. Allein in den vergangenen fünf Jahren wechselten 2,5 Millionen Hektar in fünf von den UN untersuchten Staaten Afrikas auf diese Weise den Besitzer - das entspricht der gesamten Ackerfläche Dänemarks. Mittlerweile hat dieses Phänomen solche Ausmaße angenommen, dass Jacques Diouf, Chef der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, vor "Neokolonialismus" warnt, wobei reiche Staaten sich auf Afrika stürzen würden, um so ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen.

Exemplarisch sei etwa Madagaskar, heißt es in dem Bericht, den die FAO gemeinsam mit anderen Institutionen erstellt hat. Politiker des afrikanischen Staates wollten im vergangenen Jahr die Hälfte des gesamten Ackerlandes auf der Insel der südkoreanischen Firma Daewoo Logistics für 99 Jahre kostenlos überlassen. Neben dem Land sollte die Firma noch Steuergeschenke erhalten. Als einzige Gegenleistung versprach Daewoo Logistics neue Arbeitsplätzen und neue Straßen. Doch diese Versprechen waren im Vertrag so vage gehalten worden, dass Madagaskar sie nie hätte einklagen können. Massenproteste der Bevölkerung, von der 70 Prozent in Armut leben, kippten das Projekt und trugen in blutigen Auseinandersetzungen bei zum Sturz des madagasisschen Präsidenten Marc Ravalomanana.

Die Autoren des Berichts führen weiterhin an, dass in den Fällen, in denen Gastländer Pachtzinsen verlangten, diese deutlich unter dem Marktwert lagen. Hier hoffte man ebenso auf den indirekten Nutzen, etwa durch mögliche neue Jobs. Dabei wurde jedoch außer Acht gelassen, dass das Land häufig bereits genutzt wurde und Bauern entschädigungslos vertrieben wurden, wie die Studie beklagt.

Die FAO will zusammen mit der Weltbank und der Afrikanischen Union für Investorenrichtlinien werben, die Nachhaltigkeit und die Interessen der Gastländer garantieren sollen. Auch Japan will sich dafür beim nächsten Gipfel der wichtigsten Industriestaaten und Russland (G 8) im Juli in Italien einsetzen.

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