WM-Qualifikation: Hadern in Himmelblau

Uruguay droht nach dem 0:4 gegen Brasilien die Fußball-WM 2010 zu verpassen. Schuld sollen sein: die schwere Saison, der schlechte Rasen und das Wetter.

Uruguays Sebastian Eguren hofft auf Hilfe von oben. Bild: ap

MONTEVIDEO taz | Nach dem Abpfiff hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch das legendäre Centenario-Stadion in Montevideo. Mit 0:4 hatte die "Himmelblauen", wie Uruguays Nationalelf von den Fans liebevoll genannt wird, gegen ein souverän aufspielendes Brasilien den Kürzeren gezogen und ihre Chance zur direkten Qualifikation für die WM in Südafrika wohl endgültig vertan. Es war die erste Heimniederlage seit 33 Jahren gegen die Erzrivalen aus dem Norden.

Umgekehrt konnte Brasiliens ungeliebter Nationalcoach Dunga aufatmen. "Das Ergebnis war gerecht. Es gibt elf Spieler auf jeder Seite, einen Ball und zwei Tore", verkündete er in gewohnter Schlichtheit, "die Besseren haben gewonnen." Selten ist Dungas Philosophie des schnörkellosen, aber effektiven Spiels aus einer soliden Abwehr heraus besser aufgegangen. Dabei war Uruguay vorgewarnt: Im Hinspiel vor anderthalb Jahren, in São Paulo, waren die Männer vom Río de la Plata sogar überlegen, aber nach zwei kalten Kontern hieß es 2:1 für die Seleção. Durch einen Sieg hätten die Himmelblauen jetzt sogar bis auf einen Punkt an Brasilien heranrücken können.

Aber schon vor dem Spiel hielt sich in Montevideo der Optimismus in Grenzen. Den Spielern, die allesamt in Europa ihr Geld verdienen, stecke die schwere Saison in den Knochen, hieß es, das Zusammenspiel der bunt zusammengewürfelten Truppe lasse zu wünschen übrig, der Rasen im Centenario sei nach einem Konzert in einem bedauernswerten Zustand. Und dann noch das Wetter: kalt und wolkenverhangen.

Gelöst war die Stimmung unter den knapp 60.000 Einheimischen im WM-Stadion von 1930 nur vor dem Match - und wenige Momente nach Spielbeginn. Denn als sich in der 11. Minute Uruguays Keeper Sebastián Viera durch einen 30-Meter-Aufsetzer von Dani Alves überraschen ließ, nahm das Unglück seinen Lauf. Zwar stürmten die Gastgeber munter, aber recht planlos weiter. Regisseur Diego Forlán von Atlético Madrid, soeben zum Torschützenkönig der spanischen Liga gekürt, ging selten in die Spitze, blieb aber auch inspirierende Pässe schuldig. Und wenn Sebastián Eguren, Álvaro Pereira oder Ajax-Stürmer Luis Suárez einmal der Durchbruch durch die Mitte gelang, dann rettete im Tor der Brasilianer Julio Cesár, ihr bislang überragender Mann in der WM-Qualifikation.

Im Mittelfeld brillierte Kaká, der wegen seines bevorstehenden Wechsels zu Real Madrid umschwärmte Star, scheinbar mühelos. Die weiteren Treffer besorgten Juan per Kopfball in der 36., Luís Fabiano in der 52. und Kaká mit einem Stafstoß in der 74. Minute.

Zwar bäumten sich die Uruguayer bis zuletzt tapfer auf, doch der eingewechselte Wirbelwind Sebastián Abreu, genannt "el Loco", agierte ebenso glücklos wie seine Mitstreiter. Nationaltrainer Óscar Tabárez musste das Offensichtliche einräumen: "Dort, wo die Spiele entschieden werden, in den Strafräumen, war Brasilien viel besser als wir", sagte er und richtete den Blick nach vorne: "Am Mittwoch beim Spiel in Venezuela müssen wir anfangen, die verlorenen Punkte zurückzugewinnen."

Leicht wird das nicht: Fünf Spieltage vor dem Abschluss der Südamerika-Qualifikation liegt Uruguay zwar immer noch auf dem Relegationsrang fünf, aber die Venezolaner haben nach ihrem 1:0-Sieg in Bolivien nur einen einzigen Punkt Rückstand. Und Ecuador, Kolumbien und Bolivien sind auch noch im Rennen. Auf den begehrten Plätze, die zur direkten Anreise nach Südafrika berechtigen, liegen momentan Brasilien, Paraguay, Chile und Argentinien, das Kolumbien einigermaßen glücklich mit 1:0 niederrang. Der bisherige Spitzenreiter Paraguay dagegen unterlag Chile in Asunción mit 0:2.

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