Schiffsbauer meldet Insolvenz an: Werften suchen Investoren

Die Schweriner Landesregierung führt erste Gespräche, um die Wadan-Werften in Wismar und Rostock zu retten.

Wadan-Werft in Warnemuende. Bild: ap

SCHWERIN/BERLIN ap/dpa/taz | Nach dem Insolvenzantrag der Wadan-Werften in Wismar und Rostock hat die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die Investorensuche aufgenommen. "Es hat einen ersten Kontakt mit einem Geschäftsführer der Bremer Hegemann-Gruppe gegeben", sagte der Sprecher des Schweriner Wirtschaftsministeriums, Gerd Lange, am Sonnabend der Nachrichtenagentur AP.

Ergebnisse seien noch nicht zu erwarten. Es werde bald zu weiteren Kontakten und Gesprächen auch mit anderen möglichen Investoren kommen, versicherte Lange. Die Hegemann-Gruppe betreibt in Mecklenburg-Vorpommern unter anderem die Volkswerft Stralsund und die Peenewerft Wolgast.

Am Freitag hatte die Geschäftsführung der Wadan-Werften nach monatelangen finanziellen Problemen einen Insolvenzantrag gestellt. Die Wadan-Gruppe ist mit rund 2.500 Beschäftigten der größte Schiffbauer im Nordosten. Mit einem Firmenanteil von 70 Prozent ist der russische Finanzinvestor FLC West Mehrheitseigner. 30 Prozent gehören der koreanischen STX Europe.

Im vergangenen Herbst war Wadan in den Strudel der Wirtschafts- und Finanzkrise geraten. Die Bereitschaft der Banken, Schiffsbauten wie bisher zu finanzieren, ging dramatisch zurück, neue Aufträge kamen nicht herein. Derzeit werden zwei Großfähren gebaut, zwölf Schiffe befinden sich noch im Auftragsbestand. Die letzte Auslieferung ist für das dritte Quartal 2010 geplant. Weil Banken zusätzliche Sicherheiten verlangten, war der Staat bis Ende Mai schon mehrfach mit Krediten und Bürgschaften über mehr als 200 Millionen Euro eingesprungen.

Nach dem Insolvenzantrag warf Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) den beiden Eigentümern vor, "die Werften im Stich gelassen" zu haben. Sie hätten ihre Zusagen nicht eingehalten, während Bund und Land alles getan hätten, um die Werften zu unterstützen, so Sellering. Noch am Donnerstagabend hatte der Chef des Wadan-Aufsichtsrats, Andrej Burlakow, bei einem Krisentreffen in Schwerin von der Landesregierung zusätzliche Hilfen verlangt. Diese wurden jedoch abgelehnt, weil Sellering darauf beharrte, dass zunächst die Eigner ihre Zusagen einlösten. Laut Medienberichten hatte sich Burlakow geweigert, den geforderten Eigenanteil von insgesamt fünf Milliarden Euro zu übernehmen.

Der Berater des russischen Mehrheitseigners, Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, sieht laut NDR-Bericht im koreanischen Zweitgesellschafter STX Europe den Hauptschuldigen für die Insolvenz. Schmidt-Deguelle wird dabei mit der Behauptung zitiert: "Die Koreaner wollen, dass Wadan vom Markt verschwindet."

Regierungsvertreter von Bund und Land versuchen derweil, in der Insolvenz eine Chance zu sehen. "Entscheidend ist jetzt, nach vorn zu schauen und im folgenden Insolvenzverfahren einen Neustart anzustreben", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl (CSU). Gebraucht werde ein vertrauenswürdiger Investor mit zukunftsfähigem Konzept. Ziel bleibe, die Kernindustrie Mecklenburg-Vorpommerns zu erhalten und die Zukunft der deutschen Schiffbauindustrie zu sichern.

Die Arbeit auf den Werften läuft indessen planmäßig weiter. Im Verlauf des Sonnabends stand dort unter anderem das Ausdocken einer Fähre auf dem Programm.

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