Twitter-Wartungsarbeiten extra verschoben: Iraner opponieren per Web 2.0

Irans Reformer twittern und bloggen – und umgehen so mit ein bisschen Glück die Zensur. Twitter hat sogar Wartungsarbeiten verschoben.

Wer solche Fragen offen in Weblogs thematisiert, könnte verhaftet werden. Bild: reuters

Der rege Austausch über soziale Netzwerke und Weblogs ist ein Phänomen der Krise in Iran. Oppositionelle umgehen die Zensur, indem sie sich über Online-Portale wie Twitter und Facebook informieren und sich dort zu neuen Aktionen verabreden. Wenn Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi seine Anhänger am Dienstag zu einer „ruhigen und friedlichen“ Demonstration auffordert, geschieht dies über seine Internet-Seite. Twitter-Nutzer Caldazar mahnt seine Follower zur Vorsicht: „Die Regierung ist nervös - alles könnte heute passieren, seid vorsichtig, bleibt in großen Gruppen.“

Der Microblogging-Dienst Twitter wollte seine Website am Montag für 90 Minuten zur Wartung abstellen, verschob diese jedoch um einen Tag: Die Seite sei in der aktuellen Krise in Iran zu einem zu wichtigen Komunikationsmittel geworden, heißt es auf dem Weblog von Twitter. Meldungen, nach denen das US-Außenministerium Twitter gedrängt haben soll, die Wartungsarbeiten später durchzuführen, wies Twitter zurück. Ministeriumssprecher Ian Kelly räumte jedoch auf einer Pressekonferenz am Dienstag ein, sein Haus habe während des gesamten Wochenendes in Kontakt zu Twitter gestanden.

Iraner sind seit Jahren im Internet sehr aktiv, sagt Turi Munthe von der Webseite Demontix der BBC. Farsi sei mittlerweile nach Englisch die zweithäufigste Sprache für Blogs – rund 700.000 Iraner seien als Blogger im Netz unterwegs. Die meisten Menschen, die sich auf Twitter, Facebooks und in Blogs Gehör verschaffen, sind Munthe zufolge jedoch gut ausgebildete Internetnutzer - reformorientierte, pro-westliche Iraner aus den Städten. Die liberale Haltung der Netzaktivisten spiegele die Stimmung in Iran nur bedingt wider.

Blogger Saeed Valadbaygi, ein früherer Student an der Polytechnischen Universität in Teheran, schreibt sein Weblog Revolutionary Road vor allem für Leser aus dem Ausland. Die Seite ist bei der Facebook-Gruppe „Where is my vote?“ zwar prominent verlinkt – doch für Leser in Iran ist das Blog gesperrt. Mehrmals war Valadbaygi wegen politischer Aktivitäten inhaftiert, aber er gibt nicht auf. Die Bevölkerung erwarte nicht viel von Mussawi, schreibt der Blogger. Der einzige Grund für die Proteste sei, den amtierenden Präsidenten Ahmadinedschad endlich los zu werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.