Beerdigung live in Berlin: Fünf Feuerzeuge für Michael Jackson

6.500 Menschen verfolgen in der Arena am Ostbahnhof die Liveübertragung der Trauerfeier für den Popstar. Die meisten von ihnen sind angezogen wie "Dirty Diana", was manche Fans ziemlich "Bad" finden.

Es bleibt ein Gefühl der Leere: Trauende Fans in der Arena Bild: AP

Ein Strauß Lilien, daneben eine weiße Kerze. Der letzte Gruß an den King of Pop ist schlicht. Ein einzelner Lichtkreis beleuchtet die Blumen auf dem grauen Beton in der Mitte der Halle. Darüber thronen die Bildschirme.

Vor diesem Altar in der Halle am Ostbahnhof wollen sie Michael Jackson am Dienstagabend huldigen. Rund 6.500 Fans schauen sich dort die Liveübertragung der Trauerfeier an. Kostenlos: Auf Wunsch der Jackson-Familie hatte die Anschutz Entertainment Group die Halle für die Übertragung freigegeben. Den Eigentümern gehört auch das Staples Center in Los Angeles, in dem die Feier stattfindet.

Um kurz nach sechs Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn, malt Dilara Klose ihrer Freundin noch schnell eine schwarze Träne unters Auge. "Für Michael", sagt sie. Mit ihren drei Freundinnen sitzt die 16-Jährige vor der Halle und wartet mit mehreren tausend Fans auf den Einlass.

Bunt und jung ist die Menschenmasse, die sich hier versammelt hat. Sie tragen Shorts, Sommerkleidchen und grelle T-Shirts. Die meisten sind unter 30. "Ich kann nicht verstehen, dass so viele in bunten Klamotten gekommen sind", sagt Dilara Klose und zieht ihre weißen "Michael"-Söckchen über der schwarzen Strumpfhose zurecht. Eine blonde Frau um die dreißig in schwarzen Hotpants und pink T-Shirt mit der Aufschrift "Smile" schlendert mit einem Bier in der Hand vorbei. Dilara schüttelt den Kopf: "Michael Jackson war der Elvis unserer Zeit, das muss man doch anerkennen." Als Michael Jackson 1982 mit seinem Album "Thriller" seinen größten Erfolg feierte, war die Schülerin noch nicht geboren.

Um den King of Pop angemessen zu würdigen, ist auch Manfred Anders gekommen. In dunklem Anzug mit weißem, gestärktem Hemd und schwarzer Krawatte steht der 70-jährige in der Einlassschlange. "Ich möchte Michael Jackson die letzte Ehre erweisen", sagt Anders mit fester Stimme. Es sei weniger die Musik als vielmehr das soziale Engagement gewesen, das Anders an Jackson bewundert habe. "Er war eine wichtige Figur unserer Zeit, da gehört sich das so."

Im Foyer der Arena liegen Kondolenzbücher aus: "Rest in Peace", "Wir werden Dich vermissen", "Never forget" haben ein paar Fans geschrieben. Daneben werden an einem Stand Jackson-T-Shirts verkauft. Preis: happige 25 Euro. 1.000 Stück sei man an dem Abend trotzdem losgeworden, verkünden die Organisatoren am Mittwoch.

Im ersten Stock gibt es Pommes, Bier und Brezeln. Dilara holt sich schnell noch eine Cola, dann eilt sie zu ihrem Platz. "Ganz schön leer", staunt die 16-Jährige bei einem Blick durch die Halle. Es wäre noch Platz für weitere 5.000 Fans.

Im Unterrang, Reihe fünf, lässt Murat Ören den Song "Bad" aus seinem Handy dröhnen. Breitbeinig, lässig mit dem Fuß mitwippend, wartet der 19-jährige Friseur gemeinsam mit seinen Kumpels auf den "Beginn der Show". Mit sechs Jahren habe er Jackson zum ersten Mal im Fernsehen gesehen. Sein Gesang und sein Tanz hätten ihn so beeindruckt, dass seine Mutter ihm eine CD kaufen musste. "Ich hör sonst nur türkische Musik", be aus Los Angelestont Ören. Seine Silberkettchen am Hals baumeln im Takt. "Michael verdient Respekt."

Mit einer halben Stunde Verspätung beginnt die Übertragung. Bei Bier und Pommes lassen sich die Zuschauer berieseln. Es wird getuschelt, da telefoniert, gelacht. Ab und an klatscht jemand, einige haben die Füße hochgelegt. Als Stevie Wonder "Never dreamed youd leave in summer" singt, flackern vier, fünf Feuerzeuge auf. Mehr geht nicht. Eine junge Frau weint leise in den Armen ihres Freundes: "Ich bin immer noch unter Schock", flüstert sie - eine der wenigen, die Emotionen zeigen.

Nach eineinhalb Stunden hat Murat Ören genug. "Ich verstehe kein Englisch, außerdem dachte ich, hier gibts mehr Action." Auch sein Kumpel Alex ist enttäuscht: "Ich war wegen der Mädels hier." Um kurz nach neun Uhr muss auch Dilara gehen. Schließlich ist morgen Schule.

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