Urteil in Koblenz: Acht Jahre Haft für Al-Qaida-Helfer

Der Schmuckhändler Aleem N. soll Rekruten, Geld und Ausrüstung nach Pakistan geschafft haben. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er Mitglied einer Terrorvereinigung ist.

Die Aussage seines Stiefsohns, eines Bundeswehrsoldaten, wurde ihm zum Verhängnis: Aleem N. Bild: dpa

KOBLENZ ap/dpaEine der Schlüsselfiguren der al-Qaida in Deutschland, der Deutschpakistaner Aleem N., ist wegen Beschaffung von Nachschub und Rekruten für das Terrornetzwerk zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Oberlandesgericht Koblenz sah es in seinem am Montag verkündeten Urteil als erwiesen an, dass der 47-Jährige Mitglied in einer ausländischen terroristischen Vereinigung ist. Darüber hinaus sprach ihn das Gericht wegen acht vorsätzlicher Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz und ein EU-Embargo für schuldig.

Das Oberlandesgericht folgte damit dem Strafantrag der Bundesanwaltschaft. Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert.

Die Vorsitzende Angelika Blettner sagte, bereits 1991 sei N. in einem Terrorcamp der Mudschaheddin ausgebildet worden und habe kurz darauf im Bosnienkrieg gekämpft. 2003 habe er dann Kontakt zum Terrornetzwerk von Ussama Bin Laden aufgenommen. Der Mann sei auch als Mudschaheddin im Afghanistankrieg und an Angriffen auf US-Truppen beteiligt gewesen. Seitdem habe er das Terrornetzwerk mit mindestens 80.000 Euro und militärisch nutzbarer Ausrüstung versorgt. So habe er auf seinen zahlreichen Reisen nach Pakistan unter anderem schusssichere Westen, Zielfernrohre, Nachtsichtgeräte, Ferngläser und Funkgeräte geliefert.

Darüber hinaus habe er in seinem Haus im pfälzischen Germersheim zahlreiche Propaganda- und Hinrichtungsvideos der al-Qaida vorrätig gehalten, um damit junge Muslime für den bewaffneten Kampf zu gewinnen. Der 31-jährige Ömer Ö. und der aus Bonn stammende Islamist Bekkay Harrach seien aufgrund der Empfehlung von Aleem N. in Ausbildungslager der al-Qaida im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet gereist. Harrach war Anfang dieses Jahres in einem gegen Deutschland gerichteten Terrorvideo aufgetaucht.

Den Behörden gegenüber hatte der Angeklagte sich stets als Schmuckhändler ausgegeben, sagte Blettner. Bei seinen Reisen nach Pakistan habe er die eingekauften Edelsteine dabei zuletzt direkt von den Taliban bezogen.

Aleem N. war im Juni 2007 vom pakistanischen Geheimdienst ISI festgenommen worden und hatte daraufhin zwei Monate lang in Pakistan in Untersuchungshaft gesessen. Die Vorsitzende Richterin betonte, die dabei gewonnenen Erkenntnisse, darunter auch ein Geständnis des Angeklagten, seien vom Gericht nicht verwertet worden.

Für die Ermittlungen waren aber unter anderem Zeugenaussagen eines Stiefsohns des 47-Jährigen von großer Bedeutung. Der Bundeswehrsoldat ist inzwischen in einem Zeugenschutzprogramm.

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