AKW-Kühlkreislauf: Verstopfung stoppt Biblis B

Wegen ungelöster Probleme im AKW-Kühlkreislauf muss RWE seinen Altreaktor nachrüsten. Minister Gabriel hatte zuvor vor der Inbetriebnahme gewarnt.

Darf vorerst nicht mehr ans Netz: Biblis B. Bild: ap

Die ungelösten Probleme im Kühlkreislauf von Atomkraftwerken haben Konsequenzen: Das AKW Biblis B, das nach einer sechsmonatigen Revision eigentlich an diesem Wochenende wieder hochgefahren werden sollte, darf vorerst nicht ans Netz gehen. Das teilte das hessische Umweltministerium als zuständige Aufsichtsbehörde am Mittwoch mit. Zunächst müssten die sogenannten Sumpfsiebe des Reaktors nachgerüstet werden.

Hintergrund sind Störfälle, bei denen nach einem Leck im Kühlkreislauf eines Reaktors losgelöste Fasern von Isoliermaterial Siebe verstopft hatten, was die Kühlung bedroht und somit zu einer Kernschmelze führen kann. Zudem waren Isolierfasern in den Reaktorkern selbst eingedrungen. Auch in jahrelangen Versuchen war es den Betreibern nicht gelungen, einen generellen Nachweis für die Beherrschbarkeit dieses Problem vorzulegen. Darum muss nun in jedem Kraftwerk individuell nach einer Lösung gesucht werden.

Auch in Biblis ist das Problem noch nicht gelöst. Das Bundesumweltministerium als übergeordnete Aufsichtsbehörde hatte deshalb in Hessen Druck gemacht. Dort wollte man sich aber zunächst mit einer späteren Nachrüstung zufrieden geben. Gabriel ging darum am Mittwoch in Berlin an die Öffentlichkeit. RWE sollte "nicht den gleichen Fehler wie Vattenfall machen", sagte er unter Anspielung auf das AKW Krümmel, in dem nach langem Stillstand unmittelbar eine schwere Panne aufgetreten war. Auch an die hessische Regierung appellierte Gabriel: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die hessische Atomaufsicht die Verantwortung dafür übernehmen will, dass ein Jahr lang ein Kraftwerk betrieben wird, bei dem in einem nicht unerheblichen Teil der Sicherheitsanforderungen und Störfallnachweise der Stand von Sicherheit und Technik nicht gewährleistet wird." Falls dies nicht geschehe, wäre die "logische Konsequenz, dass wir uns diesen Fall als Bundesaufsicht anschauen".

Wenige Stunden später reagierte das hessische Umweltministerium und erklärte, man habe "mit dem Betreiber RWE Power abgestimmt", das Kraftwerk vor einem Anfahren nachzurüsten. Ein Sprecher von RWE sagte der taz, die Nachrüstung, bei der andere

Siebe und ein Rückspülsystem installiert werden sollen, werde vermutlich "einige Wochen" in Anspruch nehmen. Die Kosten seien noch nicht zu beziffern. Grund für die Nachrüstung zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht die öffentliche Debatte über die AKW-Sicherheit, sondern die schnellere Verfügbarkeit von notwendigen Komponenten.

Im Schwesterreaktor Biblis A, der derzeit wegen einer Revision ebenfalls vom Netz ist, droht das gleiche Problem. Die beiden Reaktoren in Biblis, die zu den ältesten in Deutschland gehören, müssten laut Atomkonsens im nächsten Jahr stillgelegt werden. Durch Stillstände verschiebt sich dieser Termin aber nach hinten.

Die Deutsche Umwelthilfe, die die Verstopfungsprobleme im Kühlwasserkreislauf Anfang Juli öffentlich gemacht hatte, begrüßte die Entscheidung zu Biblis B. "Wir freuen uns, dass die öffentliche Aufmerksamkeit zu einer Sensibilisierung geführt hat, die nun Konsequenzen hat", sagte Geschäftsführer Rainer Baake. Biblis dürfe aber kein Einzelfall bleiben. "Wir fordern vergleichbar konsequentes Handeln für alle betroffenen Reaktoren."

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