Machtkampf in Honduras: Zelaya schlägt die Zelte auf

Der gestürzte Präsident versucht weiterhin, nach Honduras zurückzukehren. Die Auseinandersetzungen am Wochenende forderten mindestens zwei Tote.

Bienvenidos a Honduras? Manuel Zelaya ist in seiner Heimat nicht mehr wirklich willkommen. Bild: ap

OCOTAL/BERLIN taz/dpa | Mindestens zwei Tote, zahlreiche Verschwundene und Gefangene, hunderte DemonstrantIinnen, die zwischen den 24 Straßensperren der Armee und Polizei eingeschlossen sind - meist ohne Nahrung und manchmal sogar ohne Wasser: das ist das vorläufige Resultat von zwei ereignisreichen Tagen, an denen der gestürzte honduranische Präsident Manuel Zelaya am nicaraguanischen Grenzübergang von Las Manos Stellung bezogen hat.

Am Freitag überschritt Zelaya, in Begleitung von Fernsehteams und Journalisten, kurz die Grenze in Richtung Honduras. "Wir haben die Strategien gewaltfreien Widerstands von Mahatma Ghandi und Martin Luther King nicht nur studiert, sondern wir versuchen sie auch in die Praxis umzusetzen", sagte er am Tag darauf.

Dann stieg er aus seinem Wagen, ging auf dem Platz vor dem Grenzübergang nach Honduras auf und ab, wagte es aber letztlich doch nicht, die auf dem Boden liegende Kette, die Nicaragua von Honduras trennt, noch einmal zu überschreiten. Denn auf der honduranischen Seite hatten einige schwarz uniformierte Polizisten Aufstellung genommen, die den Befehl hatten, ihn sofort zu verhaften, sollte er es wagen, honduranisches Territorium zu betreten.

Das honduranische Militär verkündete am Samstag in einem Kommuniqué, einem Abkommen über die Rückkehr Zelayas in sein Amt nicht im Wege zu stehen. Das Militär beruft sich auf Verhandlungen zwischen Delegationen von Zelaya und des De-facto-Staatschefs Roberto Micheletti in San José in Costa Rica. Dort war ein Abkommen verhandelt worden, nach dem Zelaya, mit Einschränkungen seiner Befugnisse, in sein Amt zurückkehren könne. Das Militär unterstütze das Abkommen und einen "Prozess der Verhandlungen", heißt es in dem Kommuniqué.

Zelaya war am 28. Juni entmachtet und aus dem Land gebracht worden. Micheletti wirft im Verfassungsverstöße vor. Zelayas Rückkehrversuche werden zunehmend international kritisiert. Inzwischen hat er ein Zeltlager in Las Manos errichtet. Er bekräftigte, er werde sich nicht davon abbringen lassen, nach Honduras zurückzukehren.

In El Paraíso, der letzten größeren Ortschaft, etwa 15 Kilometer von Las Manos entfernt, wo sich noch am Freitag Hunderte erbitterte Schlachten mit den Armeesoldaten geliefert hatten, herrschte am Samstagnachmittag Totenstille. In unmittelbarer Nähe der Hauptstraße war Pedro Magdiel Muñoz, ein 23-jähriger Aktivist aus einem Armenviertel in Tegucigalpa, mit Folterspuren tot aufgefunden worden. Er war am Vortag von der Polizei verhaftet worden.

Etwas weiter abseits in dem von den Soldaten abgeriegelten Gebiet fanden die Bauern einen weiteren Toten. Er wurde wahrscheinlich erschossen, als er versuchte, in der Nacht nach Las Manos vorzudringen. Als das Rote Kreuz ihn bergen wollte, war der Leichnam bereits verschwunden.

Hunderte von Soldaten und Polizisten hatten am Samstag das gesamte Territorium um Las Manos abgeriegelt, auf den umliegenden Hügeln waren Scharfschützen platziert. Immer wieder drangen Jubelschreie herüber, wenn es einer Gruppe von Anhängern von Zelaya gelungen war, auf die nicaraguanische Seite vorzudringen.

Weniger erfolgreich war die Familie von Manuel Zelaya, die bei Danlí, etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt, festgehalten wurde. Das Angebot des Militärs, nach Nicaragua geflogen zu werden, lehnte Zelayas Ehefrau Xiomara Castro laut der spanischen Tageszeitung El País ab. Rafael Alegría, Mitglied des Verhandlungsteams von Zelaya in Costa Rica, wurde beim Versuch, die Grenze zu überschreiten, festgenommen, ist aber am Samstagabend wieder freigelassen worden.

Es bis nach Las Manos geschafft zu haben, war für Nichtjournalisten eine schiere Odyssee. Hunderte wurden zwischen den Straßensperren eingeschlossen. Die meisten sind Mitglieder von Gewerkschaften und Bauernorganisationen. Auch die öffentlichen Bediensteten waren in den Streik getreten und hatten sich auf den Weg zur Grenze gemacht - dort angekommen sind sie nicht.

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