Ermittlungen zu Anschlägen auf Mallorca: In Spanien regiert der Konjunktiv

Nach den erneuten Anschlägen auf der Ferieninsel Mallorca haben die Ermittler viele Fragen und wenige Antworten. Eine Frau soll unter den Tätern sein.

Neugierig: Touristenan der Absperrung der Polizei an Palmas Stadtstrand. Bild: dpa

MADRID taz | Nach den erneuten Anschlägen auf zwei Restaurants und ein Einkaufszentrum auf der Ferieninsel Mallorca tappt die spanische Polizei offenbar weiter völlig im Dunkeln. Das Innenministerium hatte bereits am 30. Juni nach dem Mordanschlag auf zwei spanische Polizisten eine Fahndung nach einem verdächtigen Paar ausgeschrieben, mehr als 1.600 Polizisten sollen auf der Insel für Sicherheit sorgen, auf Flughäfen und Häfen wird streng kontrolliert. Dennoch haben die Ermittler viele Fragen und wenige Antworten.

So berichtet die spanische Presse unter Berufung auf das Innenministerium, die Terroristen, die am 30. Juli schon die beiden Polizeibeamten getötet hatten, könnten auch jetzt wieder die Bomben gelegt haben. Gleichzeitig wird nicht ausgeschlossen, dass die ETA auf Mallorca ein zweites Kommando im Einsatz hat, über dessen Zusammensetzung die Ermittler keine Ansatzpunkte haben. Sie gehen lediglich davon aus, dass zumindest eine Frau dabei sein muss, denn alle drei Bomben wurden in Damentoiletten versteckt. Die Ermittler wissen auch nicht, ob die Sprengsätze schon seit Tagen in den Toilette versteckt waren oder erst kurz vor ihrer Zündung deponiert wurden.

So regiert weiter der Konjunktiv: Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba weiß auch nicht, ob die Terroristen noch auf der Insel sind oder doch durch das engmaschige Kontrollnetz der Polizei geschlüpft sind, womöglich mit ausländischen Pässen. Die Polizei kann auch nicht sagen, ob die ETA das Chaos vom Donnerstag tatsächlich verursachen wollte, indem sie vor drei Sprengsätzen auf Mallorca gewarnt hatte, ohne dabei konkret mitzuteilen, wo sie die Bomben versteckt hat, wie es früher bei Bombenwarnungen üblich war.

Denn die Organisation rief nicht beim baskischen Rettungsdienst an, sondern bei einer Taxizentrale in San Sebastián, bei der Feuerwehr des Städtchens Santa Ponça auf Mallorca sowie bei einem hochrangigen Vertreter der andalusischen Regionalregierung. Womöglich hätten alle drei lediglich vergessen, wo genau die Bomben explodieren sollten, spekulierte gestern die spanische Presse.

Unterdessen hat die ETA begründet, warum sie in diesem Sommer bei vier Anschlägen vier Polizisten ermordet hat. Sie wolle ihr Projekt eines unabhängigen Baskenlands nicht mit Gewalt diktieren, sondern strebe im Dialog eine Lösung für das Baskenland an, die alle politischen Projekte ermögliche. Das erklärte die Organisation in einem Bekennerschreiben, das die baskischen Tageszeitungen Gara und Berria bereits am Sonntag erreichte. Damit bestätigt sie Presseberichte über eine langfristige Strategie, mit der sie Spanien mit Anschlägen an den Verhandlungstisch zwingen wolle.

Innenminister Rubalcaba hat schon vor den Anschlägen vom Wochenende deutlich gemacht, dass es keine Verhandlungen mehr geben werde. Ihn und seine repressive Haltung macht die Organisation nun für ihre eigene Offensive verantwortlich. Nicht nur die großen spanischen Parteien, sondern auch die bürgerlichen baskischen Nationalisten (PNV) riefen die ETA hingegen zur Aufgabe auf. Die ETA sei "eine nationale Tragödie für das Baskenland", sagte der PNV-Vorsitzende Iñigo Urkullo.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.