Zuckertod auf Rädern

WAS SAGT UNS DAS? Jedes Jahr ziehen die Cola-Trucks durch Deutschland – und niemand hält sie auf

Da rollen sie wieder. Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit werden die Straßen deutscher Städte kurzzeitig von besonders grellen Lichtern erhellt. Und vor allem von einem: den roten Coca-Cola-Logo. Die bulligen Ami-Trucks zogen auch in diesem Dezember vier Wochen durchs ganze Land, um die frohe Weihnachtsbotschaft zu verkünden, in Jingle-Form.

„Holidays are coming“ und „Love for everyone“ verspricht das alt bekannte Cola-Weihnachtslied. Wer will da nicht zugreifen? Alle wollen. Und daher versammelte sich am Sonntag zum großen Finale in Berlin eine freudig aufgeregte Menschenmenge. Um sich im roten Glanz zu sonnen und vielleicht eine Coke for free zu ergattern. Damit wäre dann nicht nur jegliche Form von authentischer Weihnachtsstimmung, sondern auch der von Keksen und Stollen geschundene Zahnschmelz im Eimer. Komisch – dabei gibt niemand zu: „Ich steh auf den speckigen Cola-Weihnachtsmann und seinen Glitzerlaster.“ Oder auf Mariah Careys „All I want for Christmas“ oder auf Wham!. Trotzdem dudeln diese Relikte aus Zeiten, in denen Folter noch erlaubt war, durch Radios und Kaufhauslautsprecher, und trotzdem sind da eben immer Menschen bei der Cola-Truck-Parade.

Man könnte es den Gipfel der Weihnachtskommerzialisierung nennen. Letztendlich ist das alles nur ein gut ausgeklügeltes Marketingkonzept, das funktioniert. Den Weihnachtsmann hat Coca-Cola ja auch erfunden. LIG