Reporter Al-Zaidi nach der Freilassung: "Schuhe waren die Blumen für Bush"

Der Schuhwerfer von Bagdad ist vorzeitig freigekommen. Nun wirft er der Regierung Folter vor. Die arabischen Staaten überbieten sich derweil mit Hilfsangeboten für seine Familie.

Die arabische Welt unterstützt den Schuhwerfer von Bagdad, wie hier bei einer Demonstration in Jordanien. Bild: dpa

KAIRO taz | Als sich die Gefängnistore in Bagdad öffneten, war er zunächst nicht auszumachen. Der Mann, der für das Werfen seiner Schuhe auf den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush einsaß, wurde von der wartenden Menge umringt. Fotografen und Kameraleute kämpften darum, ein kurzes Bild von Muntadhar al-Zaidi zu erhaschen, wie er, mit einer irakischen Flagge über seiner Schulter, seinen Auszug aus dem Gefängnis genoss. Ein Gericht hatte ihn zu einem Jahr Haft verurteilt, nach neun Monaten wurde er schließlich wegen guter Führung freigelassen. Die Tat am 14. Dezember 2008 hat ihn zu einer arabischen Berühmtheit gemacht.

Al-Zaidis erste Station galt seinem bisherigen Arbeitgeber, der Fernsehstation al-Bagdadija. Auf einer Pressekonferenz rechnete er mit der Regierung und der US-Besatzung ab. "Heute bin ich frei, aber meine Heimat ist immer noch ein Gefängnis", erklärte er. "Die Amerikaner dachten, wir empfangen sie mit Blumen, meine Schuhe waren die Blumen für Bush."

Er sei gefoltert, geschlagen und mit Elektroschocks behandelt worden, behauptete er. Die Sicherheitsbehörden streiten diese bereits zuvor von al-Zaidis Familie gemachten Vorwürfe bisher ab. Der Freigelassene fordert nun eine öffentliche Entschuldigung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki.

Nach seiner Freilassung fürchte er um sein Leben und glaube, vom US-Geheimdienst verfolgt zu werden, erklärt er gegenüber den Journalisten. Sein Bruder Udai erläuterte, al-Zaidi werde Donnerstag nach Griechenland fliegen, um sich untersuchen zu lassen und aus Angst um seine Sicherheit.

Mehrere Länder haben dem 30-jährigen Reporter Asyl angeboten. Die Familie konnte sich vor Spenden und Heiratsangeboten kaum retten. Der Emir von Katar soll ihm ein goldenes Pferd angeboten haben. Doch bisher lehnte die Familie alle Offerten und Jobangebote ab.

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