Umstieg auf Pellets: Pfizer heizt mit Holz

Das Pharmaunternehmen Pfizer nimmt in Freiburg die größte Holzpellet-Heizanlage Europas in Betrieb. Damit werden Hallen und Labors geheizt. Immer mehr Firmen entdecken die Pellets.

Stolze Besitzer: Technikleiter Michael Becker und Werksleiter Herbert Krasowski vor ihrer Holzpellet-Heizanlage bei Pfizer Freiburg. Bild: dpa

FREIBURG taz | Das Pharmaunternehmen Pfizer hat am Freitag in Freiburg die größte Holzpellet-Heizanlage Europas in Betrieb genommen. Der Brenner mit einer Wärmeleistung von 3.800 Kilowatt wird Dampf erzeugen, der für die Klimatisierung der Produktionshallen und der Labors benötigt wird.

Der Pelletkessel ersetzt alte Öl- und Gaskessel. Da Pellets aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt werden und bei der Verbrennung nur jene Menge an Kohlendioxid (CO2) abgeben, die der Baum während seines Wachstums der Atmosphäre entzogen hat, gelten sie als klimafreundlich. Pfizer rechnet vor, dass mit der neuen Anlage der jährliche CO2-Ausstoß des Werkes gegenüber den vorher eingesetzten fossilen Energien um 5.500 Tonnen sinken werde.

Das Unternehmen wird dafür im Jahr rund 5.000 Tonnen Pellets brauchen, was der Ladung eines 40-Tonners alle zwei Tage entspricht. Die Brennstofflieferung ist über langfristige Verträge mit zwei regionalen Pelletfabriken gesichert. "Das macht uns ein Stück unabhängiger von Ölimporten und Energiepreissteigerungen", sagt Herbert Krasowski, Werksleiter bei Pfizer in Freiburg.

Der Arzneimittelhersteller, der mit dem Satz "Pfizer goes green" wirbt, setzte auch schon früher auf umweltgerechtes Bauen. In Freiburg bezog die Firma vor anderthalb Jahren ein Büro- und Laborgebäude, das mit einer hochwärmegedämmten Außenhülle architektonische Maßstäbe setzte. Zum Energiekonzept gehören auch die Photovoltaik und eine Wärmerückgewinnung.

Bei Pfizer sei Nachhaltigkeit "ein grüner Faden geworden, der sich von der Firmenleitung durch die ganze Belegschaft zieht", sagt Michael Becker, Technischer Leiter des Unternehmens in Freiburg. Pfizer will bis 2012 rund 35 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken, in Freiburg liegt der Anteil mit der neuen Anlage bereits bei 74 Prozent. Zugleich ist das Projekt für das Unternehmen aber auch wirtschaftlich attraktiv: Bei einer Investition von 1,2 Millionen Euro spare man jährlich 500.000 Euro an Heizkosten, rechnet das Unternehmen vor.

Unterdessen erkennen auch andere Firmen und öffentliche Institutionen zunehmend den Preisvorteil der Pellets: "Die Nachfrage nach großen Pelletheizanlagen im kommunalen und gewerblichen Umfeld nimmt seit 2008 deutlich zu", sagt Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes (DEPV). Im Leistungsbereich oberhalb von 50 Kilowatt gebe es in Deutschland bereits rund 5.000 Anlagen, überwiegend in Süddeutschland.

Gleichwohl beschreitet Pfizer mit seiner Anlage Neuland. Denn die Firma stößt mit dem Projekt in eine Dimension vor, die bislang den billigeren Holzhackschnitzeln vorbehalten schien. Die Entscheidung für den teureren Brennstoff hat natürlich Gründe: Zum einen sind die aus Sägespänen gepressten Pellets kompakter als die aus Frischholz gehäckselten Hackschnitzel, womit sich der nötige Lagerraum auf weniger als die Hälfte reduziert. Zudem sind Pellets ein normierter Brennstoff, was die Steuerung der Anlage erleichtert.

Man prüfe auch bereits die Erweiterung der Anlage zur Stromerzeugung, läßt Pfizer unterdessen wissen. Grundsätzlich seien die technischen Voraussetzungen dafür zwar bereits vorhanden, doch müsse die Leistung der Anlage noch aufgestockt werden: Für die Stromerzeugung benötige man einen Dampfdruck von 28 bar, der derzeitige Druck der Kesselanlagen liege bei 7,5 bar. Wirtschaftlich attraktiv könnte die Stromerzeugung sein, weil das Erneuerbare-Energien-Gesetz auch für Strom aus Biomasse – wie für alle erneuerbaren Energien – attraktive Einspeisevergütungen garantiert.

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