SWR-"Tatort"-Jubiläum: Lena ohne Lederjacke

Der Feind im Bett: Die dienstälteste "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal aka Ulrike Folkerts darf sich mal wieder so richtig in einen Fall verstricken. ("Tatort", So 20.15 Uhr, ARD)

Die wilden Jahre sind vorbei: Kommissarin Lena Odenthal. Bild: swr/krause-burberg

„Wo haben sie denn ihre Lederjacke gelassen?“ Der pensionierte Kollege, der Lena Odenthal schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat, bringt in der Jubiläumsfolge auf den Punkt, was sich in 20 Jahren Ludwigshafener „Tatort“ verändert hat: Die schwarze Lederjacke ist weg. Und, na ja, die Haare sind ein bisschen länger geworden. Ansonsten ist alles beim Alten.

Das zeigt zugleich den Mangel und die Meisterschaft der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin: Einerseits verschwindet sie als Profi ohne Privatleben gänzlich hinter den jeweiligen Verbrechen und wird so nicht unnötig von der Arbeit abgelenkt, andererseits übertrug sich der Stillstand bei der Figur Odenthal irgendwann auf den SWR-„Tatort“ insgesamt. In den letzten fünf Jahren, ganz ehrlich, gab es nicht eine wirklich gute Episode aus Ludwigshafen.

Zum Jubiläum hat man der Odenthal-Darstellerin Ulrike Folkerts nun endlich wieder ein aufwühlendes Krimidrama geschrieben, bei dem sie sich die Ermittlerin auf riskante Weise selbst in den Fall verstrickt. Früher, in ihren wilden Jahren, ist sie ja häufiger mal mit Verdächtigen im Bett gelandet, oder die von der selbstbekundet lesbischen Folkerts verkörperte Polizistin küsste ganz zart schutzbedürftige HipHop-Mädchen und brachte sich so in brenzlige Situationen.

In „Vermisst“ (Regie: Andreas Senn) lässt sich Odenthal jetzt von einem kulinarisch beschlagenen Ex-Knacki verwöhnen: Sternekoch Nick Ritterling (Thomas Sarbacher) soll vor 12 Jahren seine Frau ermordet haben. Durch den Tod einer seit ebenfalls 12 Jahren vermisst geltenden Frau muss das eigentlich eindeutige Verbrechen aus Eifersucht noch einmal aufgerollt werden. Der inzwischen verrentete Kollege hatte damals wichtige Fakten unterschlagen, auch scheint ein Makler-Ehepaar (furios: Corinna Harfouch und Jeroen Willems) in den Fall verstrickt zu sein.

Und während die Kommissarin mit dem bald mitverdächtigen Koch Pasta und Piemont-Trüffel auf dessen malerisch verwitterten Segelboot isst, wird sie ein weiteres Mal so kunstvoll wie hoffnungslos in den Fall gezogen. Ein schönes, ein grausames Geschenk hat der Drehbuchautor Christoph Darnstädt („Die Patin“) der Ermittlerin auf diese Weise zum Jubiläum gemacht.

No Love for Lena: Indem sie endlich wieder eine tragische Fallhöhe bekommt, wird verhindert, dass Odenthal wegen Langweiligkeit zum tragischen Fall wird.

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