Putschisten in Honduras: Deutsche Hilfswerke im Visier

Die Putschisten-Presse in Honduras hat ein neues Opfer gefunden: die deutschen Hilfswerke. Angeblich sollen sie den Aufstand finanzieren. "Brot für die Welt" weist das zurück.

"Brot für die Welt" wird beschuldigt, den gewählten Präsidenten Honduras zu unterstützen. Bild: ap

Die den Putschisten nahe stehende Presse in Honduras versucht, den Widerstand gegen die de facto Regierung und die deutschen Entwicklungsorganisationen auf einen Streich zu diskreditieren. Protestdemonstrationen und Straßensperren gegen Militärs und Putschisten würden von den beiden evangelischen Hilfswerken „Brot für die Welt“ und „Diakonie Katastrophenhilfe“ finanziert, behaupten sie in großen Schlagzeilen.

Die beiden in der Hauptstadt Tegucigalpa erscheinenden Zeitungen „El Heraldo“ und „La Tribuna“, die zum selben Konzern gehören, belegen ihre Behauptungen mit einem Eilantrag der Bauernorganisation „Vía Campesina“, mit dem diese bei „Brot für die Welt“ um Geld unter anderem für die Mobilisierung der Bauern gegen den Staatsstreich vom 28. Juni bittet. Zudem werden interne Dokumente des Hilfswerks veröffentlicht, nach denen Vía Campesina zwischen Januar und Juni dieses Jahres 272.915 US-Dollar erhalten hat. Die Schmutzkampagne wurde begierig von der rechten Presse Zentralamerikas aufgenommen.

„Das ist vollkommener Quatsch“, sagt Peter Liebe, der Sprecher von „Brot für die Welt“. „Natürlich unterstützen wir Vía Campesina seit Jahren. Die machen sehr gute Arbeit.“ Der Antrag zur Finanzierung von Demonstrationen aber sei nicht bewilligt worden. „Wir mischen uns nicht in die Innenpolitik von Honduras ein.“ Die von den Medien veröffentlichten Dokumente seien von Sicherheitskräften bei einer widerrechtlichen Durchsuchung des Regionalbüros in Tegucigalpa beschlagnahmt worden. Offenbar wurden sie danach der Putschisten-freundlichen Presse zugespielt. „Brot für die Welt“ behalte sich rechtliche Schritte gegen die Durchsuchung und die Veröffentlichung der Papiere vor.

Rafael Alegría, der Vorsitzende von Vía Campesina, ist eine der prominentesten Figuren der „Friedlichen Nationalen Widerstandsfront“, die die meisten Proteste gegen die Putschisten organisiert. Er war vorher Berater des gestürzten Präsidenten Zelaya. Auch er weist eine Finanzierung durch deutsche Hilfswerke zurück: „Wer demonstrieren geht, bezahlt das selbst.“ Offenbar kommen Nichtregierungsorganisationen mehr und mehr ins Visier der Sicherheitskräfte. Am Mittwoch waren zwölf Vertreter der Indígena-Organisation Copinh in die guatemalekische Botschaft in Tegucigalpa geflohen und hatten dort um Schutz vor Verfolgung gebeten.

Die Verhandlungen zwischen der Putsch-Regierung unter Roberto Micheletti und des in der brasilianischen Botschaft verschanzten Zelaya kommen derweil keinen Schritt weiter. Eine hochrangige Delegation der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), die Micheletti zu ernsthaften Gesprächen drängen wollte, ist am Donnerstag abend frustriert wieder abgereist. Ihr Ziel ist die Wiedereinsetzung von Zelaya, wenn auch mit beschränkten Befugnissen. Micheletti hatte zunächst Entgegenkommen signalisiert, sich dann aber wieder stur gestellt. „Ein militärischer Angriff und eine Invasion sind das einzige Mittel, das uns aufhalten kann“, sagte er der OAS-Delegation.

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