Klimabericht der Weltbank: Algerische Temperaturen in Berlin

Selbst die optimistischsten Szenarien prophezeien Deutschland subtropische Temperaturen. Die Weltbank fordert einen Umbau der Weltwirtschaft - erstmals.

Der Bericht fordert "a climate-smart world" - ohne Emissionen. Bild: dpa

BERLIN taz | Oslo wird Temperaturen wie in Zentralspanien erleben und Berlin wie Nordalgerien. So wird die Erde laut neuem Weltentwicklungsbericht im Jahre 2050 selbst unter der extrem optimistischen Annahme aussehen, dass die Erderwärmung auf ein Grad begrenzt werden kann. Der Bericht der Weltbank wurde am Freitag in Berlin vorgestellt.

Berlin werde seine Infrastruktur neu erfinden müssen, Mogadischu werde dazu wohl aber nicht in der Lage sein, kommentierte Deutschlands oberster Klimaforscher, Hans-Joachim Schellnhuber, auf der Pressekonferenz im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die einzig gute Nachricht daran ist: Auch in der Weltbank scheint angekommen zu sein, dass die bisherige Wirtschaftsweise so nicht weitergehen kann. "A climate-smart world is possible", propagierte Alexander Lotsch, einer der Autoren des Weltentwicklungsberichts, in direkter Anlehnung an den globalisierungskritischen Slogan "Eine andere Welt ist möglich".

Das Bruttosozialprodukt als Messlatte des Wachstums müsse "schleunigst auf den Müllhaufen", forderte Schellnhuber. Man brauche einen Umbau der Weltwirtschaft Richtung Null-Emissionen, so auch der chinesische Chefökonom der Weltbank, Justin Lin. Entwicklung und Klimaanpassung dürften nicht länger als Gegensätze angesehen, sondern müssten gleichzeitig angegangen werden.

Der in langwieriger Arbeit zusammengestellte Weltentwicklungsbericht bestätigt einmal mehr, dass die Ärmsten der Welt die schlimmsten Folgen und höchsten Kosten des Klimawandels zu tragen haben. Sofortiges internationales Handeln sei geboten. "Auf der Basis des Klimas der Vergangenheit können wir nicht mehr für die Zukunft planen", so Weltbank-Präsident Robert Zoellick in seinem Vorwort.

Dirk Messner, Leiter des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, begrüßte den Neuansatz, stellte aber auch fest: "Während Berichte erarbeitet werden, geht die reale Politik weiter wie bisher." Das Kernproblem seien weder die Finanzen noch die Technologien, sondern die extrem knappe Zeit. Die globale Trendumkehr müsse bis 2015 erfolgen, sonst sei nicht einmal mehr das Ziel der Beschränkung auf plus zwei Grad erreichbar.

Gefragt, was sie der neuen Bundesregierung für die Klimaverhandlungen in Kopenhagen empfehlen würden, reagierten Schellnhuber und Messmer diplomatisch: Eine Trendwende zum Schlechteren sei nicht zu erwarten.

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