KURZKRITIK: ANNA GRAS ÜBER „BLÜHENDE LANDSCHAFTEN“
: Ideologiefreie Zeiten

Eine Bestandsaufnahme der Wiedervereinigung möchten David Gieselmanns „Blühende Landschaften“ sein. Bitte mal fernab der üblichen Klischees und der obligatorischen Banane, mag man denken. Erspart bleibt einem bei der Uraufführung von Regisseur Markus Heinzelmann am Bremer Theater allerdings nichts. Auch nicht die Banane.

In einem Begegnungszentrum treffen Ossis und Wessis aufeinander. Es werden FDJ-Liedchen gesungen, es wird getanzt, es fliegen die Stereotype: Im Osten gab es den besseren Sex und Arbeit für alle, im Westen Marlboro und Besserwisserei. Provokativ wird zwischendrin eine Banane gemümmelt. Ost und West verbinden soll die „recherchierende Solidarität“. Gemeinsam sucht man eine in den Westen entschwundene Ex. Ein Mann, der sich für Hans-Dietrich Genscher hält, lässt nach den Worten fahnden, die damals auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag im Jubel untergingen. Später wird er in die Zukunft reisen, als Rainald Goetz und Wolfgang Schäuble auftreten. „Die Zeiten“, wird er warnen, während die ProtagonistInnen nach einer Utopie für Deutschland suchen, „werden noch ideologiefreier.“

Ebenso wirkt auch das Stück, das zwischen Collage, Komödie und Liederabend changiert. Die Figuren bleiben plakativ, eine stringente Handlung, ein Spannungsbogen lassen sich nicht ausmachen. „Blühende Landschaften“ wirkt wie eine wirre Assoziationskette. Die zusammen zu spinnen hat vermutlich Spaß bereitet. Teilen kann den das Publikum nur stellenweise.

25. und 29. 12.; 10., 12. und 15. 1.