Delaware in den USA: Die beliebteste Steueroase

Das Netzwerk für Steuergerechtigkeit stellt erstmals einen Schattenfinanzindex vor. Für alle überraschend: Der kleine US-Staat Delaware steht dabei ganz vorn.

Nicht nur Fischen am Meer: Delaware ist jetzt auch als "Verdunklungsoase" bekannt. Bild: Matthew Reder - Lizenz: CC-BY

BERLIN taz | Die größte Steueroase der Welt ist der winzige US-Bundesstaat Delaware. Zu diesem unerwarteten Ergebnis kommt das internationale Netzwerk für Steuergerechtigkeit in seinem am Montag vorgestellten Schattenfinanzindex.

Erst auf den folgenden Plätzen stehen Luxemburg, die Schweiz und die karibischen Kaimaninseln. Dann kommen die nächsten Überraschungen: Großbritannien mit seinem Finanzzentrum Londoner City und Irland. Als Steueroasen waren die bisher weniger bekannt.

"Der Begriff Steueroasen greift zu kurz", erklärt der Autor des Index, Markus Meinzer. "Intransparenz, die Verschleierung der Herkunft der Gelder und der Eigentumsverhältnisse ist das, was diese Finanzplätze erst so interessant macht." Das Netzwerk für Steuergerechtigkeit spricht daher auch von "Verdunkelungsoasen".

Es gebe dort keine Offenlegungspflichten für Unternehmen, die Regulierung sei lax, das Bankgeheimnis undurchdringlich. Der Informationsaustausch mit den Finanzämtern anderer Staaten sei zudem mangelhaft. Die deutschen Krisenbanken IKB und Sachsen LB betrieben ihre hochriskanten Finanzgeschäfte, mit denen sie in die Pleite rutschten, in Delaware und Irland.

Das Netzwerk hat zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verdunkelung untersucht. Das Ergebnis wurde anschließend in Bezug zur Größe des Finanzplatzes gesetzt. Je größer der Anteil des jeweiligen Landes am internationalen Finanzdienstleistungsmarkt, desto größer auch die davon ausgehenden Risiken, so die Überlegung. Wie viel Schwarzgeld tatsächlich in diesen Finanzzentren angelegt ist, darüber gibt es keinerlei Daten.

Fest steht jedoch, dass sich ein gigantisches Schattenfinanzsystem etabliert hat, das den Gemeinwesen in Nord und Süd dringend benötigte Gelder entzieht. Allein die Steuerverluste, die die Entwicklungsländer nicht zuletzt durch die Beihilfe der Steueroasen erleiden, dürften sich auf das Doppelte der jährlichen Entwicklungshilfezahlungen belaufen, schätzt Georg Stoll von Misereor. Und auch Korruption in großem Stil sei kaum denkbar, wenn die Bestechungsgelder nicht an verschwiegenen Finanzplätzen angelegt werden könnten, meint Hansjörg Elshorst von Transparency International.

Die G-20-Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer, die am Wochenende in Schottland zusammenkommen, hätten das Problem der Steueroasen zwar erkannt, so Stoll, mit dem Schattenfinanzindex bekämen sie aber erst ein Werkzeug zur konsequenten Bekämpfung der Steueroasen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.