Internationale Energieagentur warnt: Das Klima geht baden

Die IEA warnt vor den Auswirkungen des Energieverbrauchs auf das Klima. Das ist bemerkenswert, denn die IEA wurde als eine Art Öl-Förderer-Gemeinschaft gegründet.

Damit wir nicht untergehen: Weniger Energie verbrauchen. Bild: Keven Law - Lizenz: CC-BY-SA

BERLIN taz | Die Internationale Energieagentur IEA drängt in ihrem World Energy Outlook zu einem radikalen Kurswechsel in der Energiepolitik. Nur so ließe sich der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 auf unter 2 Grad Celsius halten. Entscheidende Bedeutung, um dieses Klimaziel einzuhalten, haben laut IEA Maßnahmen für eine bessere Energieeffizienz und Energieerzeugung. Hier gebe es das größte Potenzial, um Treibhausgase einzusparen.

Dabei halten die Regierungen "den Schlüssel in der Hand", um Investitionen in einen kohlenstoffarmen Energiemix zu ermöglichen, so die IEA. Die notwendigen Investitionen bis 2030 beziffert sie in dem Bericht auf 26 Billionen US-Dollar. Ein großer Teil der Mehrkosten ließe sich durch eingesparte Brennstoffe finanzieren.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise seien die Investitionen in den Energiesektor um fast 20 Prozent eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr hätten Konzerne 90 Milliarden US-Dollar weniger in die Gas- und Ölinfrastruktur investiert. "Fallende Investitionen werden weitreichende Konsequenzen für die Energiesicherheit, Energieknappheit und den Klimawandel haben", warnte die IEA.

Den größten Handlungsbedarf, um CO2-Emissionen in Zukunft einzusparen, sieht die IEA in China. Allein dort könnte ab 2020 jährlich 1 Gigatonne Kohlendioxid eingespart werden. Überhaupt sei das Einsparpotenzial in den Schwellenländern sehr viel größer als in den Industrieländern, in denen die Emissionen sogar leicht sinken werden.

Der weltweite Ölverbrauch wird nach Schätzung der IEA bis zum Jahr 2030 von heute rund 85 Millionen Barrel pro Tag auf 105 Millionen Barrel zunehmen – sofern die Energiewende ausbleibt. Die IEA-Schätzungen zum künftigen Ölverbrauch haben in der Vergangenheit jedoch immer wieder für Kontroversen unter Experten gesorgt. Auch diesmal wurde der Vorwurf geschönter Zahlen laut, berichtete der britische Guardian. Unter Berufung auf einen ranghohen Mitarbeiter der IEA schreibt die Zeitung, die Zahlen für die weltweiten verfügbaren Erdölvorräte seien auf Druck der USA angepasst worden.

Innerhalb der IEA würden Fachleute davon ausgehen, dass bereits eine Fördermenge von 90 oder 95 Millionen Barrel unrealistisch ist, so der Guardian. Auf Druck von außen habe man jedoch darauf verzichtet, diese Ansicht in den Bericht aufzunehmen. "Es gibt jedoch Befürchtungen, dass sich an den Finanzmärkten Panik ausbreiten könnte, wenn die Zahlen nach unten korrigiert würden", wird der Insider zitiert.

Während es beim Erdöl schon in den nächsten Jahren zu Engpässen kommen könnte, sieht die Lage beim Gasangebot ganz anders aus. Hier hält die IEA mittelfristig sogar einen Preissturz für möglich. Grund dafür seien neu entdeckte Vorkommen in den USA, verbesserte Fördermethoden sowie ein stark angestiegenes Angebot von verflüssigtem Erdgas.

"Die IEA wusste schon immer um die Probleme, die durch fossile Energieträger entstehen", sagte Werner Zittel von der Energy Watch Group der taz. In der unabhängigen internationalen Gruppe analysieren Wissenschaftler und Parlamentarier die Verfügbarkeit fossiler und atomarer Energieressourcen. "Folgen wie die Klimaerwärmung oder das absehbare Versiegen der Ölquellen sind aus Rücksicht auf den Hauptgeldgeber USA innerhalb der IEA lange nicht thematisiert worden", sagte Zittel.

In letzter Zeit habe sich die IEA aber zunehmend warnend geäußert: "Der Bericht ist ein Zeichen dafür, dass die IEA die Realität nicht mehr zu verdrängen versucht", sagte Zittel.

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