DuMont will Subventionen: Der Löwe von Köln hat gebrüllt

Der Verleger fordert in seinen wichtigsten Blättern Staatshilfe für Zeitungen - und wünscht sich den preußischen Presseoffizier zurück. Sein Lamento ist Teil eines Vater-Sohn-Konflikts.

Neven DuMont: Schuld hat die "Jugend, die sich der Elektronik zugewandt hat und sich vom gedruckten Wort abwendet". Bild: ap

"Geht nach der weltbewegenden Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg im Jahre 1450 ein die Kultur Europas prägendes Zeitalter zu Ende?", fragte am Samstag Verlegerpatriarch Alfred Neven DuMont in seinen Blättern - und fordert Staatshilfen für Zeitungen. Andere Länder gäben Millionenbeträge im Jahr für Pressesubventionen aus: "Es ist zu fordern, dass die deutsche Politik nicht länger abseits steht und zielstrebig ein eigenes Programm auflegt."

Das besondere deutsche Kartellrecht, das in den 1970er-Jahren eingeführt wurde, um die Pressekonzentration wenigstens zu bremsen, kommt auch nicht gerade gut weg: Denn hier, so der 82 Jahre alte Verleger von Kölner Stadt-Anzeiger, Express, Frankfurter Rundschau und Mitteldeutscher wie Berliner Zeitung - säßen nur "entschlossene Juristen, die mit Eifer und geradezu mit Fanatismus den Auftrag der Politik erfüllen und das Wachstum der Verlage in und an ihren Grenzen von vornherein unmöglich machen. Die krassen Engpässe, denen die Presse seit Jahr und Tag ausgesetzt ist, interessieren nicht". Und Qualität schon gar nicht: "Ein Interesse an publizistischem Niveau kann man nicht erkennen."

Auch das neue Landesmediengesetz in DuMonts Heimatland NRW, das den Zeitungsverlegern ab 2010 die Möglichkeit gibt, im privaten Rundfunk ordentlich zuzukaufen, mag er nicht. Denn um hier inhaltliche Vielfalt zu sichern, ist ein Aufsichtsgremium ähnlich den Rundfunkräten bei ARD und ZDF vorgesehen, "dass den Beteiligten das Grausen kommt", schreibt DuMont. Dagegen war "doch der preußische Presseoffizier, der die Zeitungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts knebelte, noch Gold".

Der Mann, der so spricht, ist kein moderner Verlagschef, dem es nur um die Rendite geht. Alfred Neven DuMont ist Verleger durch und durch, vielleicht der letzte seiner Art: natürlich gewinnorientiert, aber dabei auf eine spartanische Weise barock, und auch ein bisschen durchgeknallt. Recht hat er mit dem Hinweis, dass die Politik in Mediendingen gern und lange schläft. Doch wie kann ein Verleger, der ein paar Absätze weiter die Vorgänge beim ZDF "schamlos" nennt und die öffentlich-rechtlichen Sender "am Wickel der Politik" weiß, jetzt blauäugig Staatssubventionen von ebendieser Politik fordern? Oder alle Verantwortung beim Kartellamt abladen, dass ihm selbst seinerzeit im Rahmen einer "Sanierungsfusion" sehr wohl die Übernahme der Kölnischen Rundschau - und damit ein Zeitungsmonopol in der Domstadt ermöglichte? Vom Lob des preußischen Presseoffiziers ganz zu schweigen.

Dass DuMont-Seniors wortmächtiges Lamento gerade jetzt kommt, ist allerdings kein Zufall: Vor einer Woche hatte sich schon sein Sohn und designierter Verlagserbe, Konstantin Neven DuMont, 40, unter dem programmatischen Titel "Raus aus der Krise" in Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau ausgelassen. Moderner und zukunftsorientierter als der Vater, der die Schuld an der "dramatischen Zeitungskrise in der westlichen Welt" etwas arg verkürzt bei der "Jugend, die sich der Elektronik zugewandt hat und sich vom gedruckten Wort abwendet", sieht. Dafür sprachlich deutlich schwächer, auch wenn Redakteure der Berliner Zeitung an den Text noch mehrere letzte Hände anlegten. Dass die DuMonts Zeitungen lieben, ist unbestritten. Dass sie nach - zum Teil bedenklichen - Lösungen suchen, ehrenwert. Dass es dabei auch um einen schwierigen, in manchen Zügen beinahe tragikomischen Vater-Sohn-Konflikt plus Generationswechsel in einem der großen deutschen Traditionspressehäuser geht, macht daraus wunderbares Zeitungstheater.

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