die wahrheit: Herr Wackelpeter und Frau Gehinsbett

Die Engländer rühmen sich ihres Humors. Besonders ausgeprägt ist ihr Gossenhumor. Eigentlich verbietet es der Anstand...

...sich über Namen lustig zu machen. Daran hält sich die Inselnation freilich nicht. Die englischen Zeitungen sind voller Häme über putzige ausländische Namen, aber sie machen auch vor einheimischen Namen nicht halt. Weil die Betroffenen von den ständigen Witzen die Nase voll haben und sich umtaufen, verschwinden viele der alten Nachnamen langsam.

Das ist verständlich, wenn man Tod, Verrückt, Gehinsbett, Wackelpeter oder Stinker heißt - auf Englisch alles gängige Namen im 19. Jahrhundert, die es heute kaum noch gibt. Dagegen haben sich in den vergangenen 15 Jahren in Großbritannien die Nachnamen Zhang, Wang, Yang und Huang am schnellsten ausgebreitet. Das liegt nicht an der Umbenennung von Wackelpeter und Co, sondern an der Einwanderung.

Große Heiterkeit lösen auch anrüchige Straßennamen aus, Zeitungen veröffentlichen regelmäßig Listen. Da gibt es Schwanzstraßen und Genitaliengassen, Schlampenacker, Afteralleen und Männerliebestraßen. Sie hatten allesamt historisch völlig andere Bedeutungen, aber das tut der Belustigung keinen Abbruch. Der Mösengrabscherweg, den es im Mittelalter in vielen Dörfern und Städten gab, wurde allerdings nach den ökonomischen Aktivitäten benannt, die dort stattfanden: In den "Gropecunt Lanes" arbeiteten Prostituierte. Mitte des 16. Jahrhunderts starb der Straßenname aus.

Erst voriges Jahr wurde dagegen eine Straße in Conisbrough in der Grafschaft Yorkshire umbenannt. Die Anwohner wollten nicht mehr länger in der Arschlochstraße wohnen. Der Name "Butt Hole Road", bezog sich aber nie auf den Charakter der dort lebenden Menschen, sondern auf ein Fass zum Wasserholen.

Das nützte den heutigen Bewohnern freilich nichts. Seit der Name in einem Reiseführer erwähnt worden war, kamen Reisebusse voller Touristen, die neben dem Straßenschild unweigerlich ihre Hosen herunterließen und sich gegenseitig fotografierten. Ein anderer Nachteil war, dass Lieferfirmen stets auflegten, wenn die Anwohner ihre Adresse buchstabierten, weil sie sich verarscht fühlten. Jetzt trägt die Straße den Allerweltsnamen Archer Road.

Voriges Jahr erließen die Verwaltungen Richtlinien für die Benennung neuer Straßen: Bestimmte Namen sind nun verboten, darunter auch Corfe Close. Corfe ist eigentlich eine unscheinbare Burg in Dorset. Ein Beamter erklärte den Grund: "Nehmen wir an, dass jemand im Haus Nummer 4 wohnt. Nun sprechen sie 4 Corfe Close fünf Mal schnell hintereinander aus. Na, klingelts?" Bei Pennälern bestimmt.

Kichern über Zweideutigkeiten sei eine beliebte und altehrwürdige englische Tradition. Wer in Scheißstein, Nordpisse oder Hässlich wohnt, könnte jedoch Probleme bei Stellenbewerbungen bekommen. Stammt jemand aber aus Blairs Drecksloch (Blairmuckhole) in Lanarkshire, kann er es wohl bis zum Premierminister bringen.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.