Rätselhafter Fall in Guatemala gelöst: Eigene Ermordung beauftragt

Der Mord an dem guatemaltekischen Rechtsanwalt Rosenberg ist aufgeklärt: Er selbst hat ihn in Auftrag gegeben. Damit ist Präsident Colom vom Mordvorwurf reingewaschen.

Posthumer Mordvorwurf: Anwalt Rosenberg beschuldigte Präsident Colom per Video. Bild: dpa

SAN SALVADOR taz | Der Tod des Rechtsanwalts Rodrigo Rosenberg war spektakulär: Am 10. Mai vergangenen Jahres war er vor seinem Haus in einem Reichenviertel von Guatemala-Stadt mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden. Am Tag darauf erhielten alle wichtigen Medien des Landes ein vor dem Tod aufgenommenes Video, in dem Rosenberg behauptet, wenn ihm etwas zustoße, dann sei dieser Mord von Präsident Álvaro Colom in Auftrag gegeben worden. Am Dienstag wurde Colom nun reingewaschen. Carlos Castresana, Leiter einer internationalen Juristenkommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG), gab in einer Pressekonferenz das Ergebnis Monate langer Ermittlungen bekannt: „Der Mord ist von Rosenberg selbst in Auftrag gegeben worden. Es gibt keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung des Präsidenten.“

Der Mord und das Video hatten in Guatemala eine Staatskrise ausgelöst. Wochen lang gab es in der Hauptstadt Massendemonstrationen der Mittel- und Oberschicht gegen den sozialdemokratischen Präsidenten. Die rechte Opposition forderte seinen Rücktritt. Colom mobilisierte seinerseits seine Anhänger - in der Mehrzahl Mayas aus den Armenvierteln der Hauptstadt und vom Land - zu Gegendemonstrationen. Jetzt stellt sich heraus: Der Mord war ein Selbstmord aus Liebesverzweiflung. Dass Rosenberg, der einer der prominentesten Wirtschaftsanwälte der guatemaltekischen Oligarchie war, seinen Tod auch noch genutzt hat, um dem gemäßigt linken Präsidenten eins auszuwischen, war eher ein Nebeneffekt.

Einen knappen Monat vor Rosenberg waren sein Klient Khalil Musa, ein steinreicher Textilunternehmer, und dessen Tochter Marjorie ermordet worden. Marjorie war die Geliebte von Rosenberg. Die Ermittlungen in diesem Doppelmord kamen nicht voran und der Anwalt befürchtete, dass sie enden würden, wie 98 Prozent aller Morde in Guatemala: straffrei. „Er war verzweifelt“, sagte Castresana in der Pressekonferenz. Vor seinem Tod kaufte er das Grab neben dem von Vater und Tochter Musa und verfügte in seinem Testament, dass seine Leiche dort bestattet werden solle.

Eben um die Straffreiheit in Guatemala zu bekämpfen hatte Coloms Amtsvorgänger Oscar Berger die Vereinten Nationen um Hilfe gebeten und die hatten die Juristenkommission CICIG geschickt. Die kümmerte sich um den Fall Rosenberg und klärte ihn auf: Rosenberg hatte zwei Vettern, die Pharmaunternehmer Francisco und José Valdés, darum gebeten, sie mögen für ihn einen Mord in Auftrag geben. Ohne zu wissen, wer das Mordopfer sein wird, betrauten die beiden ihren Leibwächter mit der Aufgabe und der heuerte eine elfköpfige Killerbande an. Rosenbergs Verwandte, sagte Castresana, „wussten nicht, dass sie an einem Selbstmord mitwirkten.“ Die elf Killer wurden inzwischen verhaftet, Rosenbergs Vetter und ihr Leibwächter sind auf der Flucht.

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