Zukunft der Arbeit: Der rollende Mitarbeiter

Das externe Büro gibt es immer häufiger. Darunter leidet die direkte Kommunikation, nämlich die nonverbale. Telepräsenzroboter sollen dagegen helfen.

"Texas Robot" von Willow Garage. Bild: Bernard Goldbach – Lizenz: CC-BY

In der Finanzkrise sind auch die Reiseetats schmal. Unternehmen nutzen jetzt häufiger Videokonferenzen für die Kommunikation mit an anderen Orten arbeitenden Angestellten. Das ist preisgünstiger, als sie jedes Mal ins Hauptquartier einzubestellen.

Das Problem dabei: Wichtige Aspekte der direkten Kommunikation, vor allem die nonverbalen, gehen beim Videochat verloren. Menschen geben sich vor der Kamera eben anders als im realen Umgang miteinander, trauen sich eventuell nicht zu sagen, was wirklich Sache ist.

Telepräsenzroboter sollen nun Abhilfe schaffen

Sogenannte Telepräsenzroboter, die einen Menschen vor Ort vertreten, sollen nun Abhilfe schaffen. Sie bieten reguläre Videokonferenzfunktionen, wie man sie vom PC kennt, ergänzen sie aber durch Beweglichkeit im Raum oder sogar die Übertragung von Gesten des Telearbeiters.

Gleich mehrere Forscherteams arbeiten an der Technologie. "Texas Robot", der Vertretungsautomat des US-Roboterherstellers Willow Garage, sieht auf den ersten Blick aus wie ein einfacher Bildschirm mit Standfuß. In seinem Sockel befindet sich allerdings ein Motor samt Rollen, der sich vom Telearbeiter frei steuern lässt. Dallas Goecker, einer der Mitarbeiter von Willow Garage, nutzt das Gerät schon, um an Meetings teilzunehmen: Dazu kann er "Texas Robot", der bei Willow Garage in Kalifornien platziert ist, von seiner Wohnung im Bundesstaat Indiana aus fernsteuern.

Geht es zu einer Konferenz, folgt er den anderen Mitarbeitern einfach in den Besprechungsraum - Goecker sieht das Bild, das Texas Robot sieht, während sein Gesicht auf dessen Bildschirm auftaucht. Um die nonverbale Kommunikation zu unterstreichen, kann der Telearbeiter den Vertretungsautomaten bewegen - das ganze wirkt ein wenig wie im Roboterfilm "Nummer 5 lebt".

25 der Texas Robots hat Willow Garage bereits gebaut. Sie sollen nun in mehreren externen Firmen auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden. "Wir wollen prüfen, welche Hürden es in Sachen Mobilität und Vernetzung noch gibt und auf welche sozialen Herausforderungen Telepräsenzroboter im Alltag stoßen", so Willow Garage. Sogar das lockere Gespräch auf dem Büroflur ist mit Texas Robot potenziell möglich: Er kann, wenn genügend Saft im Akku steckt, sogar von Raum zu Raum fahren.

Auch an der US-Hochschule MIT in Cambridge arbeitet man an Vertretungsautomaten - allerdings sind diese ein gutes Stückchen kleiner als der Texas Robot aus Kalifornien. Das neueste Projekt, das der isländische Forscher Sigurdur Adalgeirsson vom Medienlabor der Universität leitet, hört auf den Namen "Mebot". Das Gerät, von dem ein Prototyp existiert, wird auf dem Schreibtisch platziert und enthält einen kleinen Bildschirm samt Kamera. Auch hier ist ein kleiner Motor samt Rollen integriert.

Das besondere des auf den ersten Blick an ein Spielzeug erinnernden Automaten: Er hat "Arme", die gestikulieren können. "Semiautonomer Roboter-Avatar" nennt Adalgeirsson seine Erfindung. Der Mebot ist auf der Seite des Telearbeiters mit einer Bewegungserkennung ausgestattet, die die Kopfposition ermitteln kann. Diese Daten werden dann per Internet an den Roboter vor Ort übermittelt, der dann seinen Bildschirm entsprechend neigt. So ist es möglich, Blickkontakt aufzunehmen, seinen "Kopf" zu schütteln oder sich zu verbeugen. Die Position der Arme wird wiederum vom Telearbeiter per Rechner gesteuert, könnte in einem nächsten Schritt eventuell auch per Bewegungserkennung ermittelt werden.

Damit der Telearbeiter seinen Roboter nicht vom Tisch "fährt", kann ihm eine Umgebungskarte eingeblendet werden, eine 3D-Darstellung zeigt dem Nutzer außerdem an, wie der Automat gerade aussieht. In ersten psychologischen Experimenten zeigte sich bereits, dass der Mebot Videokonferenzen deutlich mehr Drive verleihen kann: Versuchspersonen sagten, sie hätten ein besseres Gefühl für den Gegenüber entwickeln können.

Noch ist unklar, wann "Mebot" und "Texas Robot" auf den Markt kommen werden. Beide Geräte sollen nun zunächst ausgiebig getestet werden, beim "Texas Robot" ist die Serienfertigung aber nicht weit.

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