Berliner Hochschulen: Unis kriegen neue Gesichter

Die Suche nach Präsidenten ist fast beendet: Die Humboldt-Uni nominiert nur einen Kandidaten für die Wahl, an der Freien Uni gibt es einen großen Favoriten

Jan-Hendrik Olbertz, der neue Mann an der Spitze der Humboldt-Universität. Bild: dpa

BERLIN taz | Der neue Mann an der Spitze der Humboldt-Universität (HU) wird voraussichtlich Jan-Hendrik Olbertz, der parteilose Kultusminister von Sachsen-Anhalt. Der 55-Jährige würde dem derzeitigen HU-Präsidenten Christoph Markschies nachfolgen. Olbertz ist einziger Kandidat für die Wahl am 20. April. Auch an der Freien Universität (FU) zeichnet sich ab, wer die Uni künftig führen wird. Am heutigen Mittwoch werden die Präsidentschaftskandidaten nominiert. Als Favorit gilt der Literaturprofessor Peter-André Alt. Damit endet die wochenlange Suche nach Führungspersonal an den beiden großen Berliner Universitäten.

Sowohl FU als auch HU sind seit Anfang des Jahres kopflos. Damals verabschiedete sich der FU-Präsident Dieter Lenzen überraschend nach Hamburg, wo er inzwischen die Unileitung übernommen hat. Zugleich wurde klar, dass HU-Chef Markschies nicht noch einmal für das Amt kandidieren wird. Beide Unis standen vor allem unter Zugzwang, weil im kommenden Herbst die dritte Runde der Exzellenzinitiative der Bundesregierung startet. Dabei geht es für die einzelnen Hochschulen um unverzichtbare Beträge in Millionenhöhe.

Die HU ist nun in Chefsachen als Erste fündig geworden. Jan-Hendrik Olbertz, Professor für Erziehungswissenschaft, wurde von der Findungskommission und dem Kuratorium der HU am Montagabend ohne Gegenstimme zum Kandidaten gewählt. Andere Professoren wollten an einer möglichen Kampfabstimmung nicht teilnehmen. Am 20. April soll Olbertz offiziell gewählt werden. Offen ist noch, ob Markschies seine noch bis Ende 2010 laufende Amtszeit vorzeitig beendet.

Der 55-jährige Olbertz ist eher für seine politischen Erfolge als für seine wissenschaftliche Arbeit bekannt. Der Bildungspolitiker koordiniert die Unionsländer in der Kultusministerkonferenz. Sachsen-Anhalt stieg während seiner Amtszeit in der Pisa-Studie in die Spitzengruppe auf. Olbertz gilt als eloquenter, sachlicher und taktischer Politiker. Mit seinem Netzwerk als Kultusminister könnte er der HU ebenfalls nutzen. Olbertz studierte auf Lehrer in Greifswald, er promovierte und habilitierte an der Universität Halle-Wittenberg. Vor seiner Wahl durch das HU-Konzil hielt sich Olbertz mit Äußerungen zu der Kandidatur bedeckt. Auf Anfrage erklärte er lediglich: "Die Übertragung dieser Aufgabe wäre für mich eine Ehre und eine außerordentlich reizvolle Herausforderung."

An der FU nominiert der Akademische Senat am Mittwoch seine Präsidentschaftskandidaten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird darunter der 49-jährige Literaturwissenschaftler Peter-André Alt sein, der seit 2005 an der FU lehrt. Die beiden professoralen Gruppen mit der Mehrheit im Senat haben sich offenbar bereits auf ihn geeinigt. Er gilt zudem als Favorit, weil er bereits Erfahrungen im Exzellenz-Wettbewerb hat und politische Seilschaften an der Hochschule besitzt.

Alt will unterschiedliche Konzepte an der FU umsetzen, sollte er zum Präsidenten gewählt werden. "Ich plädiere für einen achtsemestrigen Bachelor in den Geisteswissenschaften", sagte Alt im taz-Interview. In der Hochschulfinanzierung wolle er neue Wege gehen, beispielsweise durch den internationalen Verkauf von Online-Seminaren. Zudem setze er auf einen "transparenten Kommunikationsstil" an der Uni: "Ich möchte nicht taktieren". Sein Vorgänger Dieter Lenzen war wegen seines autoritären Führungsstils immer wieder in die Kritik geraten.

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