Der fromme Ritter

Der Mann, der die Übernahme der Werft Blohm + Voss durch einen britischen Finanzinvestor eingefädelt hat, wird Chef der Vatikan-Bank. Wie am Freitag bekannt wurde, hat das zuständige Kardinalskollegium Ernst von Freyberg ausgewählt, um die Kirchen-Bank auf den richtigen Weg zu führen.

Der Jurist und Finanzexperte gehört einem Adelsgeschlecht an, das seit 700 Jahren mit dem Ort Allmendingen auf der Schwäbischen Alb verbunden ist. Die Familie besitzt dort ausgedehnte Forsten. Der Baron gehört dem karitativen katholischen Malteser-Orden an, einem seit dem Mittelalter existierenden Ritter-Orden, in dem sich auch heute noch viele Adelige tummeln. Freyberg ist dort Mitglied der Rechnungskammer, quasi des „Finanzministeriums“ des souveränen Ordens, der diplomatische Beziehungen zu mehr als 100 Staaten unterhält.

Der Vatikan suchte seit neun Monaten nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für seine Bank – das „Institut für Religiöse Werke“ (IOR). Freybergs Vorgänger Ettore Gotti Tedeschi war im Mai 2012 entlassen worden. Grund war ein Streit um die richtige Führung der skandalträchtigen Bank. Der Europarat hat ihr noch im vergangenen Sommer vorgeworfen, nicht genug gegen Geldwäsche und Steuerflucht zu unternehmen.

Der 1958 geborene Freyberg bringt für seine Aufgabe umfangreiche Erfahrung aus der internationalen Finanzwelt mit. Er hat für die New Yorker Investment-Firma Three-Cities gearbeitet und die Firma CD Advisory Partners mitgegründet, eine Firma, die sich mit der Übernahme und Verschmelzung von Unternehmen, deren Umbau und Finanzierungsberatung befasst. Außerdem sitzt er in verschiedenen Aufsichtsräten – unter anderem bei Blohm + Voss.  KNÖ