Lieber kein Studium: "Normierte Rädchen im System"

Blogger Markus Beckedahl hat sich lieber selbst beigebracht, was er heute an der Uni lehrt. "Ich will die Welt verändern", begründet Aktivistin Hanna Poddig, warum sie nicht studiert hat.

"An Universitäten werden Menschen darauf getrimmt, verwertbar zu sein": Hanna Poddig. Bild: matthias b. krause

BERLIN taz | Wie wird man ohne Studium schlau? Alternativen zum institutionalisierten Lernen an der Uni sind die Berufspraxis, das Selbststudium oder einfach das Sammeln von Erfahrungen. Verschiedene Nicht-Studierte haben in der sonntaz zum Thema Bildung ihr Statement abgegeben.

„Ich wünsche mir eine Gesellschaft in der Lernen nicht auf bestimmte Lebensphasen oder Institutionen abgeschoben wird“, schreibt Aktivistin Hanna Poddig in ihrem Statement. Lehrreich seien für sie alle Erfahrungen, die sie mache, Kooperationen, die sie eingehe und Projekte, an denen sie arbeite.

„An Universitäten werden Menschen darauf getrimmt, verwertbar zu sein und sich noch nicht einmal darüber zu beklagen, sondern es von sich aus anzustreben, einwandfrei funktionierende, möglichst normale und normierte Rädchen im System zu sein - eine Vorstellung bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen“, sagt die Aktivistin.

Um die Welt zu verändern, sei es für sie wertvoller, Genfelder zu zerstören, Castoren zu stoppen und Armeen zu sabotieren, als einige Jahre nur hinter Büchern zu verbringen. Schließlich gebe ein kein „Hochschulstudium für kreativen, entschlossenen und im Bedarfsfall auch militanten Widerstand“.

Beckedahl wollte immer studieren

Blogger Markus Beckedahl hatte dagegen immer vor, mit einem Studium anzufangen. Er schaffte es sogar zu einer Einführungsveranstaltung im Fach Medieninformatik. „Ich schaute mir die Professoren, die Räumlichkeiten und den Lehrplan an, floh von der Universität und entschied mich für das Selbststudium und die Gründung meiner Firma newthinking communications“, schreibt Beckedahl in der sonntaz.

„Bereut habe ich es nicht“, sagt der Unternehmer. Denn was er in seinem beruflichen Alltag benötige, hätte ihm an der Universität vor ein paar Jahren niemand beibringen können. Inzwischen unterrichtet er an verschiedenen Hochschulen, zum Beispiel Open-Source-Strategien.

Im Praktikum vom Studium abgekommen

Auch Julia Pschierer hatte vor, zu studieren. Nach ihrer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin sollte ein International-Business-Studium folgen. In der Zwischenzeit machte sie ein Praktikum bei der Sprachschule Berlitz – und ist bis heute dort. „Mir hat es von Anfang an gefallen. Ich konnte in die verschiedensten Aufgabenbereiche schnuppern und alles praktisch anwenden, was ich in der Ausbildung gelernt habe. Ohne Theorie und Auswendiglernen ging es gleich in die Praxis“, sagte die 26-Jährige taz.de.

Als ihr eine feste Stelle angeboten wurde, hat sie nicht lange gezögert und sich gegen das Studium entschieden. „Für mich war es eine gute Entscheidung“, sagt die stellvertretende Direktorin eines Berlitz-Centers heute.

In der sonntaz erklären außerdem Fotografin Antje Jandrig, Produktmanagerin Corinna Wodrich und Kreativdirektor Dennis Lück, warum sie nicht studiert haben.

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