Die Dose ist zurück: Yes we can
Penny verkauft ab heute wieder Getränke im Blech - angeblich, weil für eine bestimmte Zielgruppe der Genuss kalter Coke aus der Dose unersetzlich sei.
Plopp, ratsch und zisch - jahrelang war das Geräusch vor dem Schluck Bier oder Cola aus der Dose in Deutschland verklungen. Als vor sieben Jahren das Dosenpfand eingeführt wurde, verschwanden die Blechbehälter aus den Supermärkten und damit aus den Mülleimern. Seit heute bietet Penny, der Discounter der Rewe-Group, die Getränkedose wieder an. Sie kehrt mit einem Sortiment von über zehn Bier-, Limonaden- und Colasorten in die Regale zurück, zunächst in Nordrhein-Westfalen, dann schrittweise in ganz Deutschland.
Das Unternehmen erfülle damit einen "Kundenwunsch nach der Dose für Erfrischungsgetränke und Bier", sagt Rewe-Pressesprecher Krämer, das hätten Versuche in Testmärkten gezeigt. Vor dem Einwegpfand wurde in Deutschland etwa 10 Prozent der Coca-Cola in Dosen verkauft, sagt ein Firmensprecher. Für eine bestimmte Zielgruppe sei der Genuss kalter Coke aus der Dose unersetzlich gewesen. Diese Kunden habe man verloren und wolle sie nun zurückerobern.
Ökologisch sei die Dose heute kein Problem mehr, findet man bei Penny: Bei der Produktion werde weniger CO2 freigesetzt als früher, und die Recyclingquoten seien höher. Die Kunden könnten die Dosen an den Rücknahmeautomaten oder Kassen der Filialen entsorgen wie die PET-Flaschen.
"Recycling ist gut", sagt Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), "aber die Vermeidung von Abfall ist besser." Die Verpackungsexpertin vermutet, dass teure Markenhersteller besser ins Niedrigpreis-Segment der Discounter passen, wenn sie kleine Mengen für wenig Geld anböten. "Pro Liter Getränk zahlt der Kunde dann aber letztlich mehr", sagt Elander. Außerdem torpedierten Hersteller und Handel immer aggressiver Mehrwegsysteme mit ihrer aufwendigen Logistik. Die DUH fordert deshalb eine Abgabe auf Einwegverpackungen von etwa 20 Cent. Im Bundesumweltministerium hält man die nicht für durchsetzbar, weil die Abgabe auf die Dose dann teurer wäre als ihr Inhalt.
2008 wurden laut Umweltbundesamt (UBA) nur 38 Prozent der Limo in Deutschland in umweltfreundlichen Verpackungen verkauft, beim Mineralwasser waren es 45 Prozent und beim Bier 85 Prozent. "Jede Dose, die eine Mehrwegflasche oder einen Getränkekarton verdrängt, ist bedauerlich", heißt es aus dem UBA. "Solange es keine nachvollziehbaren, neuen Ökobilanzen gibt", findet Benjamin Bongardt vom Naturschutzbund Nabu, "liegt es in der Verantwortung der Unternehmen, keine Getränkedosen anzubieten."
Horst Zocher von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) prophezeit der Dose allerdings ohnehin einen Misserfolg. In keiner Studie habe er feststellen können, dass die Verbraucher die Dose vermissten. Der Kunde habe sie gekauft, weil er sie nach dem Austrinken einfach wegwerfen konnte, sagt der Brauereiexperte. Wegen des Pfandes entfalle dieses Verkaufsargument aber heute. "Tragen Sie mal 20 offene Dosen in den Supermarkt und stecken sie in den Rückgabeautomaten", warnt er, "da müssen Sie hinterher duschen".
Leser*innenkommentare
Olaf
Gast
JA GEIL!
endlich wieder schön Dosenbier! Eine Pallette auf die Schulter jeder und ab geht's!
aluvase
Gast
klar, dosenpfand hilft, bleibt trotzdem die frage, warum man die dose wieder einführt. allerdings kann man, wo ich wohne, auch unterschiedliche flaschen von unterschiedlichen herstellern überall abgeben. solang das mit der dose auch so is, isses mir wurscht. die sind wenigstens schön leicht..
Anton Erdnusscreme
Gast
Und nu ?
Ist doch immer noch Pfand auf der Dose, oder nicht ?
Und eine Pfanddose ist mir immer noch lieber als eine PET-Erdöl-Einwegverpackung.
Pöhse Pennies. Zwingen die armen Leute, ihre schlimmen Produkte zu kaufen ! Pfui !
hellchen
Gast
Das mag vielleicht auf Supermaerkte zutreffen, zumindest in Hannover kriegt man seit gut 4 Jahren wieder ohne Probleme Dosen an Kiosken. Coke sogar pfandfrei, die werden einfach aus anderen Laendern pfandfrei importiert. Mir persoenlich sind verrostete Blechdosen auch um einiges lieber als Fahrradwege voller Glasscherben von Bierflaschen, aber jeder wie ers mag.
Kundenfreund
Gast
Es ist schon erstaunlich, Penny beruft sich auf Kundenwünsche und erklärt damit die Wiedereinführung der Getränkedose ! Wenn sich das Unternehmen doch auch sonst nach Kundenmeinung richten würde !
auf jede Dose einen Euro Pfand und Straßen, Plätze, Grünanlagen, Züge, Straßenbahnen und die Landschaft wären wieder sauberer ! Nebenbei würde sich mancher ein kleines Taschengeld verdienen und Ladenketten wie Penny würden bald wieder zur befandeten Flasche zurückkehren, denn der Kunde oder der Dosenfinder brächte Penny den Abfall wieder !
Markus
Gast
Bevor der Dosenpfand eingeführt wurde waren die Büsche an Weges- und Straßenrändern voll mit halbverrosteten Blechdosen.
Als jemand der in einer ländlichen Region wohnt und auch bei den jährlichen Säuberungsaktionen mitgemacht hat, kann ich sagen, dass der Dosenpfand spürbare Verbesserungen mitsichgebracht hat.
Sternsinger
Gast
Warum torpedieren die Umweltverbände nicht auch die Praxis der Brauereien, ihr Bier in individuell gestalteten Flaschen zu verkaufen. Dadurch müssen diese sog. Mehrwegflaschen genau zu der Brauerei zurück, wo sie herkommen. Das sind oft mehrere hundert km. Der Transport ist bestimmt nicht ökologisch sinnvoll. Ganz abgesehen von der geringeren Umlaufquote dieser Flaschen. Da schneidet die Getränkedose sicher besser ab. Ich jedenfalls mag das kühle Blonde aus der Dose, weil es einfach frischer schmeckt.
iBot
Gast
"Die DUH fordert deshalb eine Abgabe auf Einwegverpackungen von etwa 20 Cent."
Die gibt's schon, aber sinnvollerweise nicht auf die Verpackungen, sondern aufs Nicht-wieder-zurück-geben. Sie nennt sich PFAND.
Übrigens hat jeder Supermarkt, auch Penny, Einwegverpackungen en masse im Angebot. Gerade im Discountbereich gibt's oft gar keine Mehrwegflaschen Wenn nicht Dosen, dann PET-Flaschen. Was da jetzt der Grund für eine Debatte ist, wenn Penny wieder Dosen ins Sortiment nimmt, ist mir schleierhaft.