Vor der Fußball-WM in Südafrika: Beispiellose Verbindungen

Anlässlich des Weltturniers baut Südafrika sein Verkehrssystem neu auf. Jetzt fahren sogar Busse zwischen Townships und dem Zentrum von Johannesburg.

Gerade noch rechtzeitig fertiggestellt: Der Hochgeschwindigkeitszug "Gautrain" verbindet den Flughafen von Johannesburg mit der Stadt. Bild: reuters

JOHANNESBURG taz | Die Ankunft am Johannesburger Flughafen vermittelt Besuchern eine Vorahnung auf die afrikanische Metropole: Die Stadt hat sich seit Jahren auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 eingestellt und Mega-Bauprojekte rechtzeitig abgeschlossen. Der meiste Flugverkehr auf dem Kontinent läuft über den "OR Tambo International" ab, den mit mehr als 17 Millionen Reisenden pro Jahr größten Flughafen in Afrika. Er erhielt in den letzten Jahren neue Abfertigungshallen, höhere Parkdecks und mehr Sicherheit für Milliarden von Euro - alles zur besseren Verkehrsabwicklung während des internationalen Weltereignisses, aber auch für die Zukunft.

Die Anbindung des Flughafens über die neue Hochgeschwindigkeitsbahn "Gautrain" ist fertig gestellt; Touristen werden kurz vor dem Kick-off der WM bereits vom Flughafen nach Sandton, dem exklusiven Einkaufs- und Hotelviertel im Norden der Stadt, befördert werden: Der "Gautrain" ist Afrikas erster Schnellzug dieser Art, und am 8. Juni wird dieser Streckenabschnitt eröffnet. Wenn das Gesamtprojekt im Jahr 2011 abgeschlossen ist, soll der Zug auch die Hauptstadt Pretoria mit dem Wirtschaftszentrum Johannesburg verbinden. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde werden Passagiere den Staus auf den Autobahnen entkommen und den Weg in 42 Minuten erledigen können.

So lautet die Vision der Bauherren, des Bombela-Konsortiums. Es umfasst eine französische, eine kanadische und zwei südafrikanische Firmen. "Der Zug wird der Stadt eine schönes Bild von Modernität verleihen", sagt Laurence Leblanc, Direktor der internationalen Gruppe von RATP, der "Régie autonome des transports Parisiens", des unabhängigen Pariser Nahverkehrsverwaltung. Sie hat die Konzession, den Gautrain in Südafrika 15 Jahre lang zu betreiben. Die nach der Provinz Gauteng benannte Bahn ist kein alleiniges WM-Projekt, denn die Stadien werden nicht per Zug angefahren. Aber sie ist das Hauptstück in dem neu ausgebauten Transportnetz in den Hauptstädten.

Passagiere werden per Shuttle zu den Bahnstationen befördert. Dazu kommt das neue "Rea Vaya" (Wir bewegen uns) Bussystem, das bereits im August 2009 in Betrieb, aber erst vor wenigen Monaten weiter ausgerollt worden ist. Erstmals verbinden die Busse hauptsächlich das riesige Township Soweto mit der Johannesburger Innenstadt, um Tausende von Pendlern aus der vor die Tore der Stadt ausgelagerten Schwarzensiedlung zur Arbeit zu bringen. Bisher ein Traum, denn kein Bus fuhr nach Soweto oder in andere Townships. Metrobusse verkehrten auf wenigen Strecken in der Stadt Johannesburg und in einigen weißen Wohnvierteln. Aber die Massen, die kein Auto besitzen, waren zur Taxifahrt gezwungen. Oder zur Fahrt in den stets überfüllten, unpünktlichen und unsicheren Zügen in die Stadt. Abends, nach Einbruch der Dunkelheit, lag der Verkehr weitgehend lahm.

Die neuen Busse sind zielgerecht vor der WM im Einsatz, denn sie sollen während der Spiele rund 20.000 Besucher zwischen den beiden Stadien Soccer City in Soweto und Ellis Park in Johannesburg transportieren. Laut Rehana Moosajee, Mitglied des vom Bürgermeister Johannesburgs eingesetzten Komitees für Transport, wird es einen besonderen Einsatz der Busse an Spieltagen geben. "Die Mehrheit der Spielbesucher wird öffentliche Verkehrsmittel benutzen müssen, denn um die Stadien sind verkehrsfreie Sicherheitszonen eingerichtet worden." Also werden "Park and Ride"-Stationen angeboten, damit Zuschauer ihr Auto auf bewachten Parkplätzen abstellen und per Shuttle zum Stadion gelangen. Oder auch "Park and Walk" ist möglich gegen Vorzeigen eines Tickets.

Zusätzliche fahren Minibusse und reguläre Taxis zu jeder Zeit. Der Busverkehr zu den verschiedenen Provinzstädten und Stadien ist verstärkt, ein neuer Flughafen in Durban eröffnet, der Kapstädter Flughafen massiv erweitert und hunderte Straßenkilometer im Land sind ausgebaut worden. Aber Johannesburg ist Gastgeber der meisten Spielbegegnungen während der WM und ein Verkehrsknotenpunkt, auch aus Nachbarländern werden Besucher erwartet. "Wir haben uns darauf vorbereitet", sagt Moosajee. "Während des gesamten Tournaments wird es Zusatzangebote und besondere Fahrpläne geben."

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