Neuer Juso-Chef Vogt: In Drohsels großen Fußstapfen

Die Jusos haben mit Sascha Vogt eine neue Spitze, die gleich mal mit SPD-Chef Gabriel aneinandergerät. Da die Sozis aber in der Opposition sind, kann Vogt sich kaum gegen sie profilieren.

Sascha Vogt: Mit Verve für die Totalblockade. Bild: dpa

ESSEN taz | Bei der Aussprache am Sonntag musste Sascha Vogt sich vom Parteichef rüffeln lassen. Was sich der neue Juso-Vorsitzende dabei denke, die Regierung blockieren zu wollen, "wo es geht", fragte Sigmar Gabriel. "Was willst du denn machen, wenn Guttenberg die Wehrpflicht abschaffen will? Blockieren?"

Es war ein typischer Hahnenkampf zwischen SPD- und Juso-Vorsitzenden, wie es sie immer schon gegeben hat. Die Kritik Gabriels war an diesem Sonntag ein Punktsieg für den Parteichef. Und für Vogt ein Vorgeschmack auf seine neue Rolle an der Spitze der SPD-Jugendorganisation.

Seit Freitagabend ist Sascha Vogt Vorsitzender der Jusos, gewählt mit 68,1 Prozent der Stimmen der Delegierten auf dem Essener Bundeskongress. Vogt folgt damit auf Franziska Drohsel, die ihm große Fußstapfen hinterlässt. Drohsel war in der Parteilinken zunehmend auf dem Weg zu einer Hoffnungsträgerin. "Aus privaten Gründen" hat sie im Mai ihren Rückzug bekannt gegeben. Sie will nun ihr Jura-Referendariat abschließen.

Ihr Nachfolger Sascha Vogt fordert nun eben jene Totalblockade von der eigenen Partei, dazu das Ende der Rente mit 67 und höhere Steuern für Reiche. Besonders an den letzten Punkt knüpfte er in seiner Bewerbungsrede am Freitag an: "Das wäre Krisenpolitik, nicht Klientelpolitik à la Merkel und Westerwelle."

Überhaupt war das Steuerthema Mittelpunkt des Bundeskongresses. Am Samstagnachmittag hatten sich die Jusos den schleswig-holsteinischen SPD-Landesvorsitzenden Ralf Stegner eingeladen, der forderte, "das Steuersystem muss einfach, gerecht und sozial sein". Was sich nur durch ein Wort von der FDP unterscheidet, löste bei der Veranstaltung nahe der Essener Messe Begeisterung aus.

Für Sascha Vogt beginnt die Arbeit jetzt. Es war schon immer leichter für die Vorsitzenden, sich gegen die eigene Partei zu profilieren, wenn sie in der Regierung ist. Heidemarie-Wieczorek-Zeul, Gerhard Schröder, zum Teil auch Andrea Nahles sind so bekannt geworden.

Gegen eine Partei, die in der Opposition automatisch viele Forderungen mit den Jusos teilt, ist es dagegen schwerer. "Wir müssen uns an die Doppelrolle gewöhnen, gegen die Regierung Opposition zu übernehmen und den Erneuerungsprozess in der eigenen Partei kritisch zu begleiten", sagte Vogt der taz.

In einem Jahr werden die Jusos darüber abstimmen, ob das gelungen ist. Zimperlich sind sie in ihren Bewertungen üblicherweise nicht. GORDON REPINSKI

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