Kommentar Frauenhäuser: Kiels Geiz verhöhnt die Opfer

Die Idee, Frauenhäusern das Wasser abzugraben, zeugt von beinahe unmenschlicher Härte und großer Ignoranz gegenüber den langfristigen Folgen.

Eine Kröte mehr oder weniger macht doch auch nichts: So mag die Sparkommission in Kiel gedacht haben, als sie vorschlug, Geld bei Frauenhäusern zu kürzen. Die Idee, den Einrichtungen das Wasser abzugraben, zeugt zunächst von beinahe unmenschlicher Härte - vor allem aber von noch viel größerer Ignoranz gegenüber den langfristigen Folgen.

Schon die tatsächlichen Kosten, die durch nicht verhinderte Gewalt im Haushalt entstehen, gehen in Milliardenhöhe. Viel schlimmer aber wiegen die Schicksale hinter den Zahlen: Kinder, die mitansehen mussten, wie ihre Mutter grün und blau geprügelt wird, benötigen dringend Hilfe von Experten. Und Frauen, die niemand anders kennen als ihre gewalttätigen Ehemänner, brauchen Hilfe, um ihrem Martyrium zu entfliehen.

Gerade erst hat die Bundesregierung eine Studie herausgegeben, der zufolge nur jede vierte bis siebte von Gewalt in der Beziehung Betroffene auch Angebote wie Frauenhäuser oder Beratungsstellen nutzt. Was eben auch bedeutet: Der Bedarf an solchen Einrichtungen und Angebot ist um ein Vielfaches größer, als es Sparkommissare - längst nicht nur in Kiel - wahrhaben möchten.

Jetzt die Mädchentreffs auszumerzen und Frauenhäuser zusammen zu legen, verhöhnt die Opfer. "Seht doch zu", lautet die mitleidlose Botschaft, "wie ihr euch da selbst rauszieht."

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