Rami M. in Pakistan verhaftet: Der verhinderte Dschihad-Rückkehrer

Vor zwei Wochen wurde der deutsche Islamist Rami M. unter ominösen Umständen in Pakistan verhaftet. Jetzt sitzt er in einer Geheimdienstzelle. Die deutschen Behörden haben keinen Zugang zu ihm.

Rami M. wurde von Pakistans Polizei verhaftet. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Termin stand. Am 21. Juni wollte sich der 25 Jahre alte Rami M. in der deutschen Botschaft in Islamabad einen neuen Pass abholen. Angeblich hatte er genug vom Dschihad, war verletzt, wollte zurück nach Deutschland.

Dort gilt der gebürtige Frankfurter seit seinem Verschwinden im März 2009 als "Gefährder". Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Islamischen Bewegung Usbekistan (IBU), seit dem 28. April wird M. per internationalen Haftbefehl gesucht. Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass er ein wichtiger Schleuser in das pakistanisch-afghanische Grenzgebiet ist, er selbst soll sich zeitgleich mit Islamisten aus dem Umfeld einer Hamburger Moschee abgesetzt haben, in der sich einst auch die Attentäter vom 11. September 2001 trafen.

An jenem 21. Juni kam der Deutschsyrer Rami M. nicht in Islamabad an. Er saß, mit einer Burka verkleidet, in einem schwarzen Fahrzeug, als er, von der Stadt Miranshah in Nordwaziristan kommend, von der pakistanischen Polizei verhaftet wurde, wie es in einem pakistanischen Sicherheitsblog heißt. Deutsche Behörden halten die Darstellung für authentisch. Seitdem soll er in einer Zelle des berüchtigten Geheimdienstes ISI in Peschawar sitzen. Seit zwei Wochen versucht das Auswärtige Amt, konsularischen Zugang zu bekommen, doch bisher hat es nicht einmal die offizielle Bestätigung, dass der Verhaftete Rami M. ist.

Brisanz erhält der Fall durch die Rolle, die deutsche Behörden bei der Verhaftung gespielt haben könnten. Laut Spiegel soll M. von deutschen Konsularbeamten eine Art Geleitschein bekommen haben. Während das Auswärtige Amt ein Gespräch in der Botschaft befürwortete, soll das Innenministerium darauf bestanden haben, den Terrorverdächtigen vorher von der pakistanischen Polizei verhaften zu lassen. Das BKA soll die Pakistaner von dem Termin informiert haben. Haben deutsche Behörden also einen ihrer Staatsbürger verraten und dafür gesorgt, dass er in einer Zelle des ISI sitzt, der bei Verhören auch mal foltert?

Am Mittwoch befassten sich der Innenausschuss des Bundestags wie auch das Parlamentarische Kontrollgremium mit dem Fall. Wegen des internationalen Haftbefehls seien die deutschen Behörden verpflichtet gewesen, die Pakistaner über dem geplanten Trip nach Islamabad zu informieren, so der Vertreter des Innenministeriums laut Teilnehmern. Man habe eine Gefährdung der Botschaft und der Mitarbeiter verhindern müssen, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) später vor der Presse. Aber warum gab es dann das angebliche Geleitschreiben des Auswärtigen Amts?

Dass Rami M. die Situation leid war, ist nicht unwahrscheinlich. Seit Monaten erhöht die pakistanische Armee in Waziristan den Druck, die USA haben ihre Drohnenangriffe verstärkt. In den IBU-Videos waren in den letzten Monaten immer öfter getötete "Märtyrer" zu sehen. Auch mehrere Dschihadisten aus Deutschland fanden in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion den Tod.

Ende April wurden nahe der Stadt Mir Ali der Berliner Danny R., der in Niedersachsen geborene Ahmet M. und der Saarländer Eric Breininger getötet. "Der Druck auf die Dschihad-Touristen ist sehr groß geworden", heißt es in Sicherheitskreisen. Gleichwohl kann von einer Dschihadisten-Rückkehrwelle keine Rede sein. Im Schnitt reist laut Sicherheitskreisen wöchentlich jemand von Deutschland in die Region, um sich in einem Terrorlager ausbilden zu lassen oder gleich vor Ort in den Kampf zu ziehen.

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