Bildungspolitik: Von den Sachsen lernen

Die norddeutschen Bundesländer sind laut "Bildungsmonitor"-Studie nur Durchschnitt in Sachen Bildung. Die Bedeutung der Zahlen ist jedoch umstritten.

So sollte Unterricht aussehen: Schüler in Sachsen. Bild: dpa

Mecklenburg-Vorpommern ist laut "Bildungsmonitor" das Schlusslicht der norddeutschen Bundesländer. Seit Beginn des Ländervergleichs krebst das Bundesland im Mittelfeld, nun ist es deutschlandweit auf den vorletzten Platz gerutscht. Im Nordosten gibt es besonders viele Schul- und Ausbildungsabbrecher, das Abitur schaffen nur etwa acht Prozent.

Seit 2004 wird das Bildungsranking jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln durchgeführt. Nach einem ausgeklügelten Punktesystem werden Schüler und Hochschüler, aber auch Kita-Kinder in verschiedenen Feldern bewertet. Dabei geht es um die Qualität der Frühförderung, um Zeiteffizienz, aber auch um naturwissenschaftliche Kenntnisse.

Nur knapp besser als Mecklenburg-Vorpommern kommen Hamburg und Schleswig-Holstein weg. Sie liegen auf den Plätzen elf und zwölf. Im hohen Norden mangelt es besonders an der Forschungsorientierung der Hochschulen und an der internationalen Ausrichtung.

Zum besseren Durchschnitt hingegen gehören Niedersachsen und Bremen auf den Plätzen sechs und fünf. Die Studie hebt hier besonders die Förderung des Fremdsprachenunterrichts sowie die Zahl der ausländischen Studierenden lobend hervor.

Hans-Peter Klös, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft, sieht die Studie als Chance für die einzelnen Länder. "Wir bilden die Leistungsfähigkeit am Markt ab, sie zeigt auf, wo die Bildungspolitik noch Schwächen hat." In diesem Jahr habe man besonders die demografische Entwicklung berücksichtigt. Die Jahrgangsstärken gingen zurück. "Wenn man die Ausgaben dann real einfriert, ist prozentual gesehen mehr Geld da." Als positives Beispiel nennt der Bericht das Bundesland Sachsen, das in diesem Jahr auf Platz eins kommt. Dort hat man die gleichen Mittel für weniger Schüler zur Verfügung gestellt.

Kritiker des Bildungsmonitors bemängeln, dass die Studie zu sehr auf wirtschaftliche Gesichtspunkte achtet. "Schleswig-Holstein fährt einen Sparkurs und trotzdem bauen wir das Kita-Angebot aus. Das ist nirgendwo abgebildet", sagt Beate Hinse, Sprecherin des Kieler Kultusministeriums. Die Zahlen seien zudem "ein bisschen alt".

"Wir bemühen uns um die aktuellst möglichen Zahlen", sagt Klös. Sein Institut habe mit Daten von 2008 und den neuesten PISA-Ergebnissen gearbeitet.

Doch nicht nur die Aktualität der Zahlen spielt eine Rolle. Horst Weishaupt vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung meint, dass Indikatoren wie die Abbrecherquote nicht genau genug sind. Diese Quote sage nichts darüber aus, warum jemand die Schule abbreche. Die soziale Segregation werde damit nicht erfasst. Außerdem seien nicht alle Probleme auf die Politik zurückzuführen, es gebe auch "demografische und soziale Unterschiede". So sei der Stadtstaat Bremen mit den Flächenländern nicht zu vergleichen.

In Niedersachsen dienen die Ergebnisse des Bildungsmonitors als politische Diskussionsgrundlage. Kultusminister Althusmann sieht seine Politik bestätigt und "Niedersachsen in Sachen Bildung auf dem Weg in die Spitzengruppe". Stefanie Henneke, Landesvorsitzende der Grünen, wirft ihm "Euphemismus" vor. Gerade in Niedersachsen sei eine bessere Integration von Einwandererkindern nötig.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.