Broschüre soll aufklären: Respekt für Schwule auf Türkisch

Eine Broschüre des LSVD erklärt Homosexualität auf Türkisch und Arabisch - weil migrantische Jugendliche besonders vorurteilsbeladen seien.

"Kai ist schwul. Murat auch!" Mit diesem Slogan machte der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) 2004 mobil gegen Diskriminierung. Nun legt der Verein nach: Eine Infobroschüre in deutsch-türkischer und deutsch-arabischer Fassung soll über Homosexualität aufklären.

Laut LSVD zeigt eine Umfrage von 2006 unter knapp 1.000 Berliner Schülern: Fast 80 Prozent der türkischstämmigen Jungen halten es für "abstoßend", wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen. Bei deutschstämmigen sind es 48 Prozent. Und nur 37,5 Prozent der "Türken" spricht Homosexuellen die gleichen Rechte zu wie Heterosexuellen, bei den "Deutschen" sind es immerhin 74 Prozent.

Die Broschüre "Respekt verdient Liebe" des LSVD soll dies ändern. "Wir möchten Jugendliche informieren - auch jenseits der persönlichen Arbeit an Schulen", sagte Sprecher Jörg Steiner bei der Vorstellung am Montag. Das Heft wurde 5.000-mal gedruckt und an Bürgerämter, Jugendzentren und Quartiersmanagements verteilt. Es erzählt vom Alltag von Homosexuellen; von Identitätsfragen und Familienplanung, aber auch von sozialer Ausgrenzung. Bewusst greift die Broschüre Vorbehalte auf: "Ist Homosexualität unnatürlich?" oder "Ist das Schwulenmilieu kriminell?" Die Antwort folgt in einfacher Sprache: "Natürlich sind nicht alle Schwule oder Lesben Engel. US-Forscher haben aber ermittelt: In homosexuellen Beziehungen kommt es aber viel seltener zu Gewalt als bei heterosexuellen Eheleuten."

Finanziert wurde die Broschüre von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Integration. Senatorin Carola Bluhm (Linke) zeigte sich optimistisch: "Ich hoffe, dass sie eine Debatte in der arabischen Community auslöst." Auch Safter Cinar vom Türkischen Bund in Berlin und Brandenburg sieht Aufklärungsbedarf: "Entweder jeder respektiert jeden oder irgendwas ist da faul." Doch die Broschüre soll noch mehr leisten: Jugendlichen mit Migrationshintergrund soll die Angst vor dem eigenen Coming-out genommen werden. "Wir haben sehr viele Anfragen", sagte Gülhan Reifers vom Zentrum für Migranten, Schwulen und Lesben (Miles). "Nun kann ich ihnen wenigstens etwas an die Hand geben."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.