JOBWUNDER: Arbeit ja - aber Leiharbeit

Die Siemens-Tochter mdexx hat jüngst die halbe Belegschaft rausgeschmissen - jetzt werden Leiharbeiter gesucht. Eine verbreitete Unternehmenskultur, sagt der DGB

"Umstrukturiert": Der Produktionsstandort von mdexx in der Neustadt Bild: taz

Von den neuen Arbeitsplätzen, die in Bremen derzeit entstehen, findet sich jeder zweite bei einer Leiharbeits-Firma, sagt der DGB. Oder wird mit einem "Minijobber" besetzt. Die meisten Belegschaften sind daher gespalten. Nicht nur in den Industriebetrieben, auch bei Wachleuten oder Pflegerinnen in kirchlichen Einrichtunge nimmt die Zahl der Leiharbeiter zu. Die Leiharbeiter tun dabei oft die gleiche Arbeit wie Festangestellte, erhalten aber weniger Geld und sind nicht gewerkschaftlich organisiert.

Wie so etwas funktioniert, wird in Bremen an dem Betrieb "mdexx" in der Neustadt deutlich, bei dem gestern Betriebsversammlung war. Der Transformatoren-Hersteller war ein Siemens-Betrieb, wurde verkauft an den Schweizer Finanzfonds CGS. Auch heute arbeitet mdexx ausschließlich für Siemens.

Im vergangenen Jahr kündigten die Bremer Betriebsleitung an, mehr als die Hälfte der Belegschaft - damals 500 - müsse entlassen werden, weil es an Aufträgen mangele und weil ein Teil der Produktion nach Tschechien verlagert werden sollte. Am Ende eines wochenlangen Arbeitskampfes wurden im Rahmen einer Einigungsstelle, an der auch ein Siemens-Vertreter teilnahm, 17,2 Millionen Euro für ein Treuhand-Konto zugesagt, mit denen der Arbeitskräfte-Abbau abgefedert werden sollte - eine fürstliche Summe, die mdexx ohne seine Hintermänner nie hätte finanzieren können.

Das war vor fast einem Jahr. Inzwischen arbeiten noch 300 bei mdexx, darunter auch solche, denen gekündigt wurde - die Verlagerung der Produktion funktioniert nicht so wie geplant. "Qualifizierte Arbeit ist eben nicht so einfach zu verschieben oder auf unerfahrenes Personal zu übertragen", sagt Betriebsrat Herbert Strosetzky.

Weil bei mdexx in Bremen die Arbeitskräfte fehlen, werden Leiharbeiter angeheuert. Dem widerspricht der Bremer Betriebsrat regelmäßig und auch erfolgreich, wenn die Leiharbeiter in Bereichen eingestellt werden sollen, für die es Kündigungen gibt. Einmal hat die Unternehmens-Führung kurz vor einem Arbeitsgerichts-Verfahren die Leiharbeiter wieder abbestellt, um vor Gericht sagen zu können, da würden gerade keine Leiharbeiter eingesetzt - in der Woche nach dem Gerichtsverfahren kamen die Leiharbeiter dann wieder.

Bei der gestrigen Betriebsversammlung war die Unternehmensleitung nicht erschienen. Thema war eine angekündigte Zerschlagung des Unternehmens. Die Belegschaft lehnt die Aufteilung auf zwei Standorte ab. Wie es anders gehen könnte, zeigt die IG Metall am Beispiel der Bremer Stahlhütte. Dort bekommen die Leiharbeiter betriebliche Zulagen, die die Lohnunterschiede einebnen Die IG Metall kämpft auf der Hütte auch schon seit Jahren um die Gleichstellung der Leiharbeiter.

Ganz schlimm sieht es dagegen auf dem ehemaligen Vulkan-Werftgelände aus. Am heutigen 7. Oktober will die IG Metall will die IG Metall die die Leiharbeiter auf dem ehemaligen Vulkan Gelände und die von Daimler über ihre Rechte aufklären. Politisch geht es dem DGB um die Korrektur der Leiharbeiter-Gesetze der rot-grünen Koalition.

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