BÜRGER-ENERGIE: Lagerhaus zapft Sonne an

Kulturzentrum Lagerhaus will mit einer ausbaufähigen Solaranlage und einem Blockheizkraftwerk ans Netz gehen - möglichst noch im Laufe des Jahres.

Die Sonne hat Energie genug: Auch das Lagerhaus will einen Teil davon verstromen Bild: dpa

Das Kulturzentrum Lagerhaus plant, Strom aus erneuerbarer Energie in seiner Nachbarschaft zu produzieren: Eine Photovoltaikanlage und ein Blockheizkraftwerk sollen mit Bürgerbeteiligung entstehen. Die Gesamtkosten sollen bei 100.000 Euro liegen.

Im Unterschied zu schon bestehenden Anlagen bekommen erst das Lagerhaus und das Theaterkontor Solarmodule, dann aber können noch bis zu 21 Nachbarhäuser nachziehen.Ähnliches gilt für den Anschluss an das Blockheizkraftwerk. Die Ausbildungskooperative hat bereits Interesse signalisiert.

Lagerhaus-Geschäftsführer Bernd Scheda sagt, die Idee könnte Pioniercharakter haben: In Bremen gebe es 500 bis 800 vergleichbare Bau-Situationen - lauter potenzielle Nachahmer. Und Nachholbedarf besteht: Derzeit decken sich nur drei Prozent des Bremer Strombedarfs aus erneuerbaren Energien, bundesweit sind es 16 Prozent.

Allerdings schlägt sich in den Zahlen ein grundsätzliches Stadt-Land-Gefälle nieder: Die auf Freiflächen aufgestellten Windkraftanlagen haben derzeit den größten Marktanteil an regenerativem Strom, wie Malte Zieher erklärt. Er ist zweiter Geschäftsführer der SOLAgeRhaus, die als Gesellschaft bürgerlichen Rechts das Projekt koordiniert.

Mit der geplanten Anlage sollen rund 20.000 Kilowattstunden im Jahr ins Netz eingespeist werden. Für Zeitdruck sorgt dabei das Gesetz für Erneuerbare Energien. Denn das legt fest, wieviel für die Einspeisung von ,Ökostrom' gezahlt wird. Das Datum der ersten Einspeisung ist dabei ausschlaggebend für die Höhe der Prämie pro Kilowattstunde, die dann über 20 Jahre konstant ausgezahlt wird. Derzeit liegt der Preis bei 33,03 Cent. Laut Gesetz wird der Betrag aber jährlich abgesenkt. Eine Anlage, wie sie am Lagerhaus entsteht, hätte 39,14 Cent pro Kilowattstunde eingespielt, wäre sie vergangenen Januar in Betrieb genommen worden. Anfang 2011 beträgt die Einspeisevergütung nur noch 28,74 Cent.

Der so erzeugte Kostendruck soll dafür sorgen, dass Solarenergie günstiger produziert wird. Zum 1. Juli hat das Umweltministerium die Gelder deshalb, zusätzlich zur normalen Praxis, um weitere 13 Prozent gekürzt, zum 1. Oktober noch einmal um drei Prozent. Hintergrund waren angeblich zu hohe Renditen bei der Sonnenenergie. Den Kritikern zufolge beruhten diese auf öffentlicher Subventionierung.

Siecke Martin vom BUND Bremen weist diese Vorbehalte als einseitig zurück: "Die Subventionen und Renditen konventioneller Energiegewinnung werden tot geschwiegen." In einer ebenfalls unter Bürgerbeteiligung ermöglichten Solaranlage des BUND beziffere sich die Rendite auf rund vier Prozent. Dieser Gewinn beruht aber auf einem Kilowattpreis vor der jüngsten Kürzung. Die Lagerhaus-Ini will möglichst die derzeitigen 33,03 Cent abgreifen. Wenn sich genug Interessenten mit einer Einlage zwischen 250 und 10.000 Euro am Projekt beteiligen, kann noch vor dem 1.1.2011 eingespeist werden. Wenn die Sonne denn dann auch scheint, wird es für die Netzbetreiber teurer.

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