Unternehmensberater versemmeln Fusion: Roland Berger schlecht beraten

Die deutsche Unternehmensberatung Roland Berger wollte endlich ein internationaler Player werden. Doch dann setzten die Berater ihre eigene Fusion mit Deloitte in den Sand.

Versemmelte die Fusion: Roland Berger-Chef Martin Wittig. Bild: imago

MÜNCHEN taz | Wer bei der Fusion seines Unternehmens mit einem Konkurrenten Unterstützung braucht, muss nur ein paar tausend Euro am Tag in Honorare investieren. Dann kommen die Berater von Roland Berger in die Firma – und begleiten mit knackigen Analysen und schicken Powerpoint-Präsentationen den Fusionsprozess. Doch nun gibt es erhebliche Zweifel, ob Roland Berger kompetent in Sachen Unternehmensfusion ist. Denn die Münchner setzten ihre eigene Fusion mit dem US-Riesen Deloitte beispiellos peinlich in den Sand.

Am Samstag trafen sich die Roland-Berger-Partner im Frankfurter Nobelhotel Villa Kennedy, um den seit Monaten vom Vorstand eingefädelten Deal mit der amerikanischen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte abzunicken. Doch die Partner meuterten. Nach rund fünfstündiger Sitzung stimmte laut Handelsblatt nur einer von 156 anwesenden Partnern für den Deal, 5 enthielten sich, 150 lehnten die Fusion ab - unter ihnen auch der Firmengründer und Namensgeber Roland Berger persönlich.

Berger selbst versprach rund 50 Millionen Euro, ein Drittel seines Privatvermögens, in die Expansion des Beratungsunternehmens zu stecken. Offiziell hatte sich Berger bereits im August aus dem Unternehmen zurückgezogen, nach eigenen Angaben hält er etwas über 3 Prozent der Anteile an Roland Berger Strategy Consultants. Trotz der Geldspritze soll seine Beteiligung an der Firma nicht steigen.

Die Unternehmensberatung wird mittlerweile von Martin Wittig geleitet. Berger lobte ihn noch im Sommer in einem Interview als "guten Kommunikator". Doch die gescheiterte Fusion ist vor allem auch ein Kommunikationsdebakel. Erst Mitte der vergangenen Woche meldete die Wirtschaftspresse, Roland Berger wolle mit Deloitte fusionieren.

Die Amerikaner wollten 300 Millionen Euro in die deutsche Unternehmensberatung investieren, Roland Berger solle so endlich auch im wichtigen US-Markt präsent sein, Wittig werde Vorstandschef der neuen "Roland Berger Deloitte Strategy Consulting" werden. Die Roland-Berger-Partner müssten den Deal nur noch abnicken.

Offenbar hat Wittig die Partner jedoch erst sehr spät von seinen Plänen informiert. Sie fürchteten einen Machtverlust im neuen Riesenkonzern. Der Roland-Berger-Spitze gelang es nicht, ihre Ängste zu zerstreuen. So scheiterte der Deal, obwohl er auf dem Papier fast nur Vorteile für Roland Berger gebracht hätte.

Denn in Deutschland ist Roland Berger zwar die zweiterfolgreichste Unternehmensberatung hinter McKinsey. International spielt sie aber kaum eine Rolle. Weil immer mehr Firmenkunden sich eine international aufgestellte Strategieberatung wünschen, würde Roland Berger gerne expandieren. Doch es fehlt das Geld. Denn Roland Berger und seine Partner kauften das Unternehmen 1998 von der Deutschen Bank zurück. Die Schulden von damals lasten auf der Firma. Deloitte hätte bei einer Fusion die Gläubiger ausbezahlt. Nun will Roland Berger trotz Schulden und ohne Deloitte-Millionen expandieren.

Aufsichtratschef Burkhard Schwenker versuchte am Montag schon einmal das Scheitern als Sieg zu verkaufen. Der Financial Times Deutschland sagte er: Den Partner sei die "Roland-Berger-Kultur" am Herzen gelegen. Schwenker: "Da ist ein einzigartiger Spirit entstanden."

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