Kolumne Älter werden: Headline oder Deadline?

Bleiben Sie stark! Bald ist das "Dschungelcamp" vorbei. Und dann werden notorische Altenhasser angezeigt.

"Je oller, desto doller!" Das jedenfalls war kürzlich die Headline (besser: Deadline) über einem Artikel auf einer Website dieser kleinen, aber feinen linken etc. … Zeitung.

Exkurs: Links!? Ja sicher! Auch wenn einige von Ihnen, liebe Altersgenossinnen und -genossen der Generation 50 plus undogmatisch links, angesichts absurder Ein- und Auslassungen zu einem TV-Event im Busch im Blatt an dieser Klassifizierung gerade (ver-)zweifeln. Bleiben Sie tapfer! Bald ist es vorbei damit.

Inhaltlich ging es in dem Beitrag um multimorbide ältere Patienten (das sind auch Menschen). Von der Notwendigkeit einer neuen ärztlichen Zusammenarbeitskultur war darin die Rede. Und davon, dass der Bedarf an Fachärzten für eine Region nicht mehr ausschließlich nach der Einwohnerzahl berechnet werden dürfe, sondern auch die Altersstruktur der Bevölkerung mit Berücksichtigung finden müsse. "Je oller, desto doller" also. Hä!? Gehts noch!?

Sicher! Und das in (m)einer Tageszeitung, die sich doch schon früh dem Kampf gegen jede Unart von Diskriminierung verschrieb. Tatsächlich aber wurde neulich sogar das prominente Wuppertaler Montagsorakel - nein, nicht aus dem Camp – im Zusammenhang mit der Abschaffung des Zivildienstes gefragt, wer denn nun "den Opa zum Arzt fahren" solle!? Ja wer wohl? Immer der Depp, der fragt, versteht sich! Der Universal Opa und auch die Universal Oma scheinen für die Generation doof (lit.), auch Generation Golf (lit.) genannt - alles Wasser- oder Stehgeburten –, zum Synonym für das Wort Kostenstelle avanciert zu sein. Und ältere Menschen haben qua Definition dieser Gerontophoben (geron = Greis/altgr.) hilflos und gebrechlich zu sein. Basta!

Haben Sie auch diesen TV-Werbespot gesehen, in dem sich einer dieser Jungaltruisten (früher: Pfadfinder) eine an der Bordsteinkante auf den Bus wartende ältere Dame schnappt und sie hilfsbereit – trotz heftigster Gegenwehr - mit Gewalt über die Straße zerrt? Die arme Frau verpasst deshalb ihren Bus. Ein anschauliches, höchst amüsantes Beispiel für positive Diskriminierung. Gerontologen sprechen analog zu Racism oder Sexism längst von Ageism, wenn alte Menschen einseitig mit negativen Stereotypen belegt werden. Und davon, dass dahinter oft die Angst vor eigner Bedürftigkeit und Gebrechlichkeit im Alter stecke.

Schon das inflationär gebrauchte Unwort Überalterung impliziere ja ein negatives Werturteil, heißt es in einem Aufsatz des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin an der Universität Wien zum Thema, der auf ORF ON Science im Netz dokumentiert ist. Bei uns ist seit 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz in Kraft, mit dem – auch (!) – die Benachteiligung alter Menschen juristisch geahndet werden kann. Ich jedenfalls zeige notorische Altenhasser jetzt an. Machen Sie mit! Dann haben wir es im Alter vielleicht einmal besser (leichter) – und müssen doch keine neue RAF (Rote Alten Fraktion) gründen.

Epilog: Diese Kolumne wurde Ihnen präsentiert von der Hundekosmetikboutique Walking the Dog fine Berlin (Inh. Rainer Jacob), der Hundekosmetikboutique Ihres Vertrauens.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.