Streik der Lokführer: Güterverkehr muss warten

Die Lokführergewerkschaft will Reisende nicht zu sehr mit Streiks nerven und lieber die Industrie belasten. Dennoch sollen vor allem private Personenzüge ausfallen.

Kommt sie oder kommt sie nicht, die Bahn? Bild: Photocase / Michi Müller

BERLIN taz | Die Lokführergewerkschaft GDL will noch diese Woche mit den angekündigten Streiks beginnen. Der Schwerpunkt der bundesweiten Streiks soll jedoch auf dem Güterverkehr liegen. Im Vergleich zu früheren Streiks wäre das eine neue Strategie.

"Wir sind uns unserer Verantwortung diesen Menschen gegenüber bewusst", sagte ein GDL-Sprecher gegenüber der taz. Die GDL wolle so Reisende und PendlerInnen entlasten. Dennoch werde auch im Personenverkehr gestreikt, die GDL wolle jedoch 12 Stunden vor Streikbeginn über die bevorstehenden Ausfälle informieren.

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte dennoch die Streikgefahr, nachdem hunderttausende Reisende bereits bei drei Warnstreikwellen Ausfälle und Verspätungen hinnehmen mussten. Die Deutsche Bahn kündigte an, Tickets einfacher umzutauschen, sollten Züge ausfallen. "Wir setzen jedoch primär weiter auf Verhandlungen", sagte ein Bahn-Sprecher. Die GDL entgegnete, das letzte Lohnangebot der DB für den Flächentarifvertrag liege bei 90 Prozent der Angestellten unter den bestehenden Tarifverträgen.

Mit der starken Konzentration auf den Güterverkehr der Deutschen Bahn wollen die Streikenden "ein deutlicheres Signal setzen", sagt ein GDL-Sprecher. Anstatt der Reisenden würden die Unternehmen stärker belastet, vor allem die Stahl- und Autoindustrie wären betroffen, warnt die Bahn. Außerdem würden die Kohlelieferungen zu den Kraftwerken beeinträchtigt. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ließ verlauten: "Die GDL muss sich der Auswirkungen ihrer Streiks für die deutsche Wirtschaft bewusst sein."

In einer Urabstimmung hatten 90 Prozent der GDL-Mitglieder für einen Streik gestimmt, wie die Gewerkschaft am Montag bekannt gab. Die LokomotivführerInnen fordern einen Flächentarifvertrag mit gleichen Löhnen für Beschäftigte der Deutschen Bahn und ihrer privaten Konkurrenz, die weitaus weniger verdienen.

Die privaten Unternehmen weigern sich jedoch strikt, über den Flächentarifvertrag weiter zu verhandeln. Daher würden die Arbeitskämpfe insbesondere im Personenverkehr der privaten Konkurrenten der Bahn ausgeweitet, sagte Sven Grünwoldt, stellvertretender Vorsitzender der GDL, am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin".

Drei der sechs größten privaten Nahverkehrsunternehmen sind Tochterunternehmen großer europäischer Staatseisenbahnen. Daher sieht Grünwoldt Erfolgschancen, auch wenn mit den insgesamt 26 privaten Unternehmen einzeln verhandelt werden müsse. Der Streik könnte sich über mehrere Wochen hinziehen. "Die Streikkasse ist gut gefüllt, wir stellen uns auf einen mehrwöchigen Arbeitskampf ein", erklärte Grünwoldt. Unbefristet soll jedoch nicht gestreikt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.