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: Großer Mann, was nun?

Gibt es ein Leben nach der Macht? Gerhard Schröder will’s wissen und arbeitet jetzt als „Berater“. Schwach, wie der Blick auf andere Modelle zeigt

Mit ergrauten Schläfen durch Talkshows tingeln und altersmilde Urteile über die Zeitläufte sprechen, das wollen sie alle. Der Elder Statesman ist das gängigste Rollenmodell für ausrangierte Politiker (Michail Gorbatschow, Helmut Kohl), wobei die Macht gegen eine weihevolle Aura eingetauscht wird, die bequem in den Dienst einer wohltätigen Organisation zu stellen ist. Üblich ist es in diesem Milieu auch, sich parallel zu anderen Aktivitäten als Ego-Historiker in eigener Sache zu betätigen.

Seltener ist der Späte Aktivist, wie ihn Jimmy Carter verkörpert – als US-Präsident wirkte er nicht annähernd so segensreich wie später als Pensionär. Einen ähnlichen Weg scheint auch Bill Clinton anzustreben, auch wenn man den Saxofonspieler eher dem Typus des Verhinderten Künstlers zugeordnet hätte (Václav Havel), dessen musische Veranlagung erst nach der Amtszeit zu ihrem Recht kommt; dass Schröder nun Maler sein wolle, wurde entsprechend fix dementiert.

Apropos: Der Demente ist nach wie vor präsent, wie uns Ronald Reagan oder Augusto Pinochet bewiesen haben – höchste öffentliche Anerkennung erfahren allerdings nur die Im Amt Verstorben wie John F. Kennedy, Franz Josef Strauß oder SPD-Urviech Willi Brandt.

Gerhard Schröder, Kind seiner Zeit, wählt nun die Karriere, stellt seinen Einfluss in den Dienst der Wirtschaft – und macht den Bodo Hombach. Schade eigentlich. FRA