die wahrheit: Giganten des Jenga

Nachlese: Das Wahrheitklubtreffen auf der Leipziger Buchmesse 2011 war geprägt von atemloser Spannung und kugelrunden Erdbeerbäuchen...

Der Wahrheitklubvorstandsvorsitzende ©Tom (l.) und sein großer Gegner Peter Payer trieben den Wackelturmbau auf die Spitze. Bild: Burghard Mannhöfer

... als zwei Großmeister des japanischen Wackelturmbaus ihr sagenhaft feines Fingerspitzengefühl bewiesen.

Die folgende Mitteilung des Wahrheitklubvorstands darf nur von Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es strengstens untersagt, den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen:

Für einen Moment hielt die Welt den Atem an, der Sturm legte sich und die Wahrheit war im Auge des Tigers. Atemlose Spannung besiegte den fortfließenden Mahlstrom der Massen. Denn es kam zum Treffen der Titanen, der Meister der Statik, der Giganten des Jenga …

Am vergangenen Samstag fand am taz-Stand auf der Leipziger Buchmesse das dreihundertneunundvierzigtausendeinhundertfünfundachzigste Wahrheitklubtreffen statt. Anwesend waren der Vorstandsvorsitzende ©Tom, der Exekutivvorstand Michael Ringel, der legendäre LAMINATOR und als besonderer Gast die Wahrheit-Neuseeland-Kolumnistin Anke Richter, die ihr neues Buch "Was scheren mich die Schafe" vorstellte. Wer solch eine Expertin für das aktuelle Weltgeschehen zu Gast hat, der braucht auch einen entsprechenden Leitgedanken, und so tagte der Wahrheitklub diesmal unter dem Motto "Die Wahrheit ist erdbeerensicher."

Doch bevor es zur Kalauerschmelze kam, begann das große Zittern, ob Anke Richter überhaupt rechtzeitig eintreffen würde, da sie durch den Trubel der asiatischen Ereignissen via Hongkong und Frankfurt erst an diesem Morgen in Leipzig landete. Als echter Profi erschien sie selbstverständlich fünf Minuten vor Beginn der Lesung am taz-Stand - mit den Worten, sie habe noch in Hongkong zum Friseur gehen müssen, denn in ihrer zerstörten Stadt gäbe es momentan keinen mehr. Damit leitete Anke Richter über zu ihren Erfahrungen mit den drei Erdbeben, die sie in den letzten Monaten mitgemacht hatte. Auf dass aber der Welten Ernst nicht die Wahrheit übermannte, erzählte Anke Richter sehr bald schon wieder wundersam komische Geschichten vom schönsten Arsch der Welt: Neues aus Neuseeland.

Danach sollte es zum Höhepunkt der Buchmesse kommen: dem Wahrheitklubtreffen und dem Kampf der Giganten. Für das Wahrheitklubtreffen hatten der Vorstandsvorsitzende ©Tom und der Exekutivvorstand Michael Ringel sämtliche Leipziger Vorräte an Haribo-Erdbeeren aufgekauft, die in einer riesigen Schüssel aufgetischt wurde. Sodann forderte ©Tom einen Buchmessengast zum Jenga heraus. Jenga ist ein Geschicklichkeitsspiel, das aus 60 kleinen Holzquadern besteht. Der Turmbau symbolisiert unsere wacklige Welt, an der wir herumfingern, bis sie einstürzt.

Der zufällig vorbeischauende österreichische Regisseur Peter Payer nahm die Herausforderung an. Der Austro-Riese erwies sich als ein Mann mit sagenhaft feinem Fingerspitzengefühl. Hatte der Wahrheitklubvorstand vorher mit einer Spieldauer von höchstens 15 Minuten gerechnet, entwickelte sich das Leipziger Jenga zum spannendsten Spiel der Wahrheitgeschichte. Gebannt verfolgten zahllose Messebesucher den 45-minütigen Turmbau zu Leipzig. Jeder hielt den Atem an, wenn er nicht gerade mit Erdbeerbonbons die Nerven beruhigte. Als verschärfte Spielregel für die beiden Jengaistas galt zudem, nach jedem Spielzug eine Softerdbeere zu verspeisen. Tom, der auf die rund 50 Schaumfrüchte, die er einnehmen musste, noch Schaumwein schüttete, wuchs der Buddhabauch zusehends. Eine explosive Mischung. Doch mit der Gelassenheit des Kugelbauchs und der Ruhe der Zeichnerhand gelang es ©Tom schließlich, den österreichischen Jenga-Meister in seine Schranken zu weisen. Der arg instabil gewordene Turm fiel, und ein Aufschrei hallte durch die Hallen: "Jengaaaaaaaaa …"

Konfuzius sagt: "Sieger ist immer die Erdbeere." In diesem Sinne überreichten wir dem zweiten Sieger als Trostpreis das Spiel, auf dass er damit seine alpine Heimat weiter unsicher machen sollte. Das Wahrheitklubtreffen klang unter dem sanften Perlen des Prosecco und mit der Wahrheitklub-Devise "Ridentem dicere verum" aus.

Nächster Wahrheit-Termin: Buchlesung Anke Richter, "Was scheren mich die Schafe", Mo., 28. März , 19 Uhr, tazcafé, Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin-Kreuzberg, Eintritt frei.

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kari

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