Chefwechsel enttäuscht Aktivisten: Der neue Vattenfall-Lars

Energiekompetenz: Fehlanzeige. Der neue Chef des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall will vor allem den Gewinn steigern, bemängelt Greenpeace.

Hat laut Greenpeace die Chance auf grüne Kompetenz vertan: Vattenfall. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Man muss wohl Lars heißen, will man bei Schwedens staatlichem Energiekonzern Vattenfall einen Chefposten erhalten. Nachfolger des Verwaltungsratsvorsitzenden Lars Westerberg, der entlassen worden war, weil er dem Exvorstandschef Lars G. Josefsson eine unzulässige millionenschwere Abfindungszahlung zugeschustert hatte, wurde am Freitag Lars G. Nordström.

Greenpeace-Energieexpertin Martina Krüger, die sich ebenfalls um den Posten beworben hatte, wurde übergangen. "Die Chance wurde vertan, Vattenfall grüne Kompetenz zuzuführen", kommentierte Greenpeace Skandinavien die Wahl der Regierung.

Vor drei Jahren war der neue Vattenfall-Lars wegen seines hohen Gehalts in die Kritik geraten: Dem damaligen Postchef war vorgerechnet worden, so viel zu verdienen wie 45 Briefträger zusammen. Er sei nicht gierig, wehrte sich Westerberg und arbeitete zum Beweis einige Monate lang gratis.

Zu seinem Stellvertreter bei Vattenfall ernannte die Regierung mit Björn Savén einen Ökonomen, der mit Steuersparmodellen, die natürlich zulasten des Staats gehen, vermögend geworden ist. Wie diese Finanzmanager die "grüne Energieumstellung" realisieren wollen, die Stockholm offiziell für Vattenfall anstrebt, bleibt vorerst ein Geheimnis. Er wolle vor allem für "gute Gewinne" arbeiten, verkündete Nordström.

Dass Vattenfall aber nicht so weiterwursteln soll wie bisher, betonte bei der Präsentation der neuen Führungsmannschaft der für Staatsunternehmen zuständige Finanzmarktminister Peter Norman. Offenbar wünscht sich die Regierung vor allem bei Vattenfalls Deutschlandgeschäft Veränderungen. Mit den stillstehenden AKWs Krümmel und Brunsbüttel verliert Vattenfall täglich 1,3 Millionen Euro. Dass Vattenfall in Deutschland zu 90 Prozent Strom aus Braunkohle produziert und vor allem mit Negativschlagzeilen auffällt, gilt in Stockholm zunehmend als Imageproblem für Schweden.

Vor der Presse direkt darauf angesprochen, ob das deutsche Braunkohleengagement abgestoßen werden sollte, verwies Minister Norman auf die formal dafür zuständige Vattenfall-Führung. Fügte aber hinzu: "Man muss sehen, was man damit machen kann." Schließlich habe man Vattenfall eine Direktive vorgegeben, führend bei der Umstellung auf nachhaltige Energie zu sein.

Doch ähnliche Aussagen waren in den vergangenen Jahren wiederholt aus der Regierung gekommen. Die saftigen Gewinne, die die Kohleverstromung in Schwedens Staatskasse schwemmt, wogen dann aber immer schwerer.

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