Kommentar Schulhof-Überwachung: Schnellschuss vom Problem-Minister

Pauschalisieren geht schneller, als sich zu informieren. Deshalb hat Althusmann auch kein Problem damit, ein Interview zu geben, bevor er den Schulhof auch nur von der anderen Straßenseite gesehen hat.

Sobald wie zuletzt in Garbsen das schlimme Wort "Schulgewalt" fällt, wird das volle Programm des Sondereinsatzkommandos aufgefahren. War ja absehbar, dass Pädagogen nur quacksalbern. Unter dem großen Allheilmittel Abschreckung werden dann Persönlichkeitsrechte gegen Videokameras getauscht. Und die Schlägerei findet fünf Meter weiter statt.

Niedersachsens Kultusminister Althusmann (CDU) hätte die Musicalaufführung von "My fair Lady" loben können, an der sämtliche Schulformen Garbsens mitwirken. Stattdessen pöbelt er über kurdische und türkische Schüler, indem er sie in der Bild als "mögliche" Verursacher der Gewalt brandmarkt.

Pauschalisieren geht schneller, als sich zu informieren. Deshalb hat Althusmann auch kein Problem damit, ein Interview zu geben, bevor er den Schulhof auch nur von der anderen Straßenseite gesehen hat. Informationen hätten am Ende noch die Schlagzeile ruiniert.

Damit stellt sich Althusmann ein Armutszeugnis aus. Denn ein Minister sollte zwischen Meinung und Zuständigkeit unterscheiden können. Vielleicht schreibt er seine Empfindungen demnächst lieber in ein Blog. Oder hält einfach die Klappe, wenn er nichts zu sagen hat.

Die Stadt Garbsen konnte sich den Blick in die Bild nämlich sparen: Es braucht sie nicht weiter zu jucken, was Althusmann sagt - entscheiden kann er ja nichts.

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