Kommentar Google bezahlt Forschung: Wissenschaft nur mit Privatgeld

Bemerkenswert an der Vorstellung des neuen Instituts ist vor allem die Willfährigkeit der Spitzenmanager des Hochschulbetriebes, die mit keiner Silbe die desolate Finanzlage ihrer Institute beklagen.

Mit einer Millionenspende an die Berliner Hochschulen finanziert der Internetkonzern ein deutschlandweit einzigartiges Internet-Institut. Interdisziplinär sollen Wissenschaftler die Auswirkungen des Internets erforschen - ganz unabhängig von ihrem Geldgeber. Kann das gut gehen?

Google weiß, wie allergisch die deutsche Öffentlichkeit mittlerweile auf den wachsenden Einfluss des Unternehmens reagiert, und hütet sich bei seiner Benefizaktion davor, Forscher nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Für den gewünschten Effekt wäre dies auch schädlich. Die Manager des Konzerns wissen nur allzu gut, dass sie sich viel leichter Einfluss und Renommee sichern, indem sie "humanistische Perspektiven" und Werte der Zivilgesellschaft beschwören, während sie locker ihr Geld verteilen.

Google ist sein Engagement nicht vorzuwerfen. Tatsächlich ist die Spende eine Bagatelle, wenn man sie mit dem Unwesen vergleicht, das an Hochschulen mit "Stiftungsprofessuren" und "Sponsoren" getrieben wird. Hier wird seit Jahren wissenschaftliche Unabhängigkeit meistbietend verkauft, indem sich Konzerne etwa das alleinige Recht sichern, Forschungsergebnisse exklusiv zu nutzen.

Bemerkenswert bei der Vorstellung des neuen Instituts waren daher vor allem die willfährigen Spitzenmanager des Hochschulbetriebes, die mit keiner Silbe die desolate Finanzlage ihrer Institute beklagten. Dabei ist es erst ihre chronische Unterfinanzierung, die sie in die finanzielle Abhängigkeit von Großkonzernen nötigt. Funktionäre, die so das Ende einer öffentlich finanzierten Forschung akzeptieren, leisten der Wissenschaft einen Bärendienst.

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