Kolumne Bio: Bienen vergiften am Fenster

Grüne Pillen, gelbe Turboleistungsträger und Brumkreiselinnen, die einen auf sterbenden Schwan machen.

Meine Sonnenblumen sind Monster. Alle anderen Blumen haben sie mit ihrem Wurzelwerk erdrückt. Mit Lianenschlangen erwürgt. Vor allem um die lieblichen Kornblumen tut mir das leid, aber auch alles andere aus dem Blumenkasten ist grau geworden.

Alles begann, nachdem mein Blumenkasten im letzten Jahr von kleinen Fliegen befallen worden war. Die Blumen der Freundin wurden gar von Fliegen bis zum letzten Spross verzehrt.

In diesem Jahr dann fixte sie mich an: Eine dieser grünen Pillen hatte gereicht. Der Dünger-Pestizid-Mix macht die Fliegen tot und die Blumen proper. So einfach ist das! Zwar hätte mir das Logo des Bayer-Konzerns auf der Packung eine Warnung sein müssen. Aber ach: einfach rein damit. In einen Bierkrug mit Wasser, zwei Stunden warten, fertig ist der Wunschpunsch für den Blumenkasten: eine große grüne Wolke. Durchrühren, und rüber mit dem Chemie-Gebräu.

Schon einen Moment später bereute ich: Was, wenn das Zeug nicht nur Fliegen töten würde, sondern auch Bienen und andere freundliche Brummkreiselinnen? Hatte es nicht im letzten Jahr so vorzüglich geklappt mit dem Kerbel? Der hatte nämlich mit fiesen Schleimarmen die Fliegen festgehalten, bis sie verhungerten.

Und dieses Jahr: Mein Blumenkasten ein künstliches Plastikbiotop. Und was, wenn Bienen ihren Stockgenossinnen von der vergifteten Futterquelle erzählten? In Bienensprache, mit dem Schwänzeltanz.

Unwahrscheinlich, tröstete ich mich. Wer an meinem Kasten nascht, tanzt nicht mehr. Die kontaminierten Bienen würden direkt in den Hinterhof fallen, bevor sie den Schwänzeltanz aufgeführt hätten, hoffte ich. Und wenn nicht: Vielleicht erkennen die Bienen schlechte Futterquellen auch daran, dass die schwänzelnden Bienen den sterbenden Schwan machen. Oder komisch riechen. Schuld am Bienensterben will man ja trotz allem nicht sein.

Fast todsicher auch: Bienen, die länger als ein paar Sekunden summen, müssen ab sofort genauer in den Blick genommen werden. Denn sie könnten ja Überwachungsbienen vom BKA sein, Roboter, denen das Konzerngift nichts anhaben kann.

Fragen sollte man sich auch, warum die Sonnenblumen - übrigens ein Wahlkampfgeschenk der grünen Partei, das sich in der "Schublade, die alles, was Unordnung macht, enthält", befindet - warum also gerade die Sonnenblumen so steil in den Himmel gewachsen sind. Leicht erklärt ist das für Verschwörungstheoretiker: Wer 2003 mit Freude Öko-Kapitalismus machte und Hartz IV einführte, ist auch mit Bayer im Bett. Und in Wirklichkeit befand sich Bayer-Gentechnik-Saatgut in dem Beutelchen mit einer Aufschrift wie "Hilf Grün beim Wachsen".

Die ausgewachsenen Gelblinge sind mir jedenfalls vollkommen unsympathisch. Militärisch angeordnet wachsen sie auf dem Feld, ordentlich, platzsparend, effizient auch die Öl-Kerne in den Turbo-Leistungspflanzen. Die gelbe Langeweile hat die Vielfalt erdrückt.

Dabei würden 20 Prozent Sonnenblumen doch wirklich reichen!

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