Homophobie-Vorwurf gegen BVB-Keeper: "Besonders widerwärtig"

Roman Weidenfeller beklagt, dass ihn Joachim Löw nicht ins DFB-Team einlädt. Vielleicht solle er "zierlicher" werden, so der Torwart. Nun gilt er als schwulenfeindlich.

Tja, nützt ihm nichts, dass er so lange Haare hat und so robust ist. Bild: dpa

DORTMUND taz | Bis zum Ferienende gilt bei Borussia Dortmund die Regelung, dass die Profis nur einmal in der Woche Autogramme nach dem Training schreiben. Am Dienstag verbrachte etwa Trainer Jürgen Klopp protokollierte 79 Minuten damit. Ganz traurig aber verließen auch am Mittwoch die vielen Kinder nicht das Übungsgelände im Dortmunder Vorort Brackel.

Roman Weidenfeller war außer der Reihe an die Bande gekommen und hatte seinen Namen auf Poster und Trikots gesetzt. Später sprach er dann über Wunschgegner für die Gruppenphase in der Champions League, die heute ausgelost wird. "Egal. Ich freue mich einfach auf geile Spiele und geile Stadien."

Eine andere Frage ließ Weidenfeller nicht zu. Er ist sichtlich genervt von einem Thema, das es auf bizarre Weise zu einem Thema geschafft hat. Der Weg zeigt, dass Fußballprofis wohl doch ganz gut beraten sind, nur klinisch rein gewaschene Statements über das nächste Spiel abzugeben, das natürlich das schwierigste sei, und den Gegner, der in keinem Fall unterschätzt werden würde.

Weidenfeller, 31, hatte sich am Samstag nach dem Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) darüber beschwert, dass er von Bundestrainer Joachim Löw wieder keine Einladung für die deutsche Nationalmannschaft erhalten wird. "Ich hatte früher schon mal einen Spruch auf den Lippen, der sehr böse ist. Aber den verkneife ich mir lieber. Vielleicht sollte ich mir einfach die Haare schneiden. Oder etwas zierlicher werden. Ich weiß es nicht", sagte Weidenfeller.

Die lokalen Zeitungen und auch der Spiegel berichteten online noch am Abend über den Ärger Weidenfellers, der mit seinen Äußerungen auf Ron-Robert Zieler zielte. Der 22 Jahre alte Torwart von Hannover 96, Kurzhaarfrisur und von der Statur eher schmächtig, wird die Einladung erhalten, die der Dortmunder gerne gehabt hätte. Als am Montagmorgen dann die Printausgaben der Zeitungen auf dem Markt waren, streute der Sport-Informationsdienst als Nachrichtenagentur die Zitate über das Land.

Wiederum ein Tag später veröffentlicht der Nachrichtensender n-tv einen Kommentar, in dem es heißt: "Roman Weidenfeller garniert seine Schimpftirade auf Joachim Löw mit schwulenfeindlichen Äußerungen, und keiner will's gemerkt haben." Weil Weidenfeller das Wort "Jugendcamp" erwähnt haben soll (der Verein bestreitet das), vermutet der Kommentator, dass es "bis zur kruden Verbindung von Homosexualität und Pädophilie (…) kein weiter Schritt mehr" gewesen sei.

Weidenfellers Vorgeschichte

Die Veröffentlichung löst eine Diskussionswelle im Internet aus. Auf Weidenfellers Facebook-Seite geht es heiß her. Ein User meint: "Löw nimmt vornehmlich die jungen und unverbrauchten Jungs. Und dreimal darf man raten, warum". Derweil wird Weidenfeller in Mails an den Verein beschimpft. "Auch deshalb haben wir nach Absprache mit Roman und seiner Anwältin mit einer Pressemitteilung reagiert", sagte BVB-Sprecher Josef Schneck am Mittwoch.

Darin weist der Torwart zurück, sich schwulenfeindlich geäußert zu haben. Den Gegenbeweis anzutreten, ist aufgrund der vorhandenen Zitate unmöglich. Gerade daraus leitet die Initiative "Fußballfans gegen Homophobie" jedoch Schwulenfeindlichkeit ab. "Die Äußerungen von Weidenfeller sind, gerade weil sie sich in Andeutungen ergehen, besonders widerwärtig", schreibt sie.

Im Gespräch mit der taz äußerte sich Sprecher Christian Rudolph vorsichtiger: "Nach der Vorgeschichte Weidenfellers kann man diese Äußerungen mit Homophobie in Verbindung bringen." Die Vorgeschichte: Der Torwart soll einmal den dunkelhäutigen Gerald Asamoah als "schwarze" oder "schwule Sau" beschimpft haben. Er wurde wegen Beleidigung gesperrt, akzeptierte die Strafe. Was er gesagt hatte, wurde nie geklärt.

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