Volvo und Siemens arbeiten zusammen: Autos statt Waschmaschinen

Siemens will künftig Motoren für Elektroautos bauen und dabei eng mit dem schwedischen Hersteller Volvo zusammenarbeiten. Erste Testfahrzeuge sind für Ende 2011 geplant.

Elektroautos sind in. Nun will auch Siemens ein Teil des Kuchens. Bild: dpa

MÜNCHEN rtr/dpa | Im Rennen um den Zukunftsmarkt für Elektroautos verbünden sich der Technologieriese Siemens und der schwedische Autobauer Volvo. Die beiden Konzerne kündigten am Mittwoch in München an, die Antriebstechnik, Leistungselektronik und Ladetechnik für den Einsatz im Volvo-Modell C30 Electric anzupassen.

Die ersten Testfahrzeuge mit Siemens-Elektromotoren sollen bereits Ende 2011 auf die Straße kommen. Über die strategische Kooperation mit dem zum chinesischen Geely-Konzern gehörenden Pkw-Hersteller will Siemens an weitere Geschäfte mit internationalen Autobauern gelangen.

"Wir sind in Gesprächen mit anderen Partnern aus der Industrie", sagte Siemens-Spartenchef Siegfried Russwurm. Beim Autobauer Daimler war der Konzern zuletzt abgeblitzt - die Stuttgarter gründeten ein Gemeinschaftsunternehmen für Elektromotoren mit Bosch . "Das hätten wir gerne gemacht", räumte Russwurm ein. Man sei aber trotzdem "in intensiven Gesprächen" mit Daimler über Zulieferungen.

Möglichkeiten für Geschäfte gebe es auch, wenn etwa ein Konzern wie Volkswagen mit seinen elf Marken entscheide, Elektromotoren selbst zu bauen. Dann könne Siemens die Automatisierung der Fertigung anbieten. Auch in den USA und in China werde mit Fahrzeugherstellern gesprochen, fügte Russwurm hinzu.

Motoren keine Autos

"Wir wollen und werden keine Autos bauen", betonte der Siemens-Manager. "Antriebstechnik - das ist unser Metier." Über dieses Feld werde sich Siemens nicht hinausbewegen. Russwurm sieht dennoch gute Wachstumschancen, weil sich die Mehrheit der Autobauer die Kompetenz für Elektroantriebe von außen hole.

Der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge wachse, vor allem in Europa und China, sagte der Spartenchef. Siemens wolle daran teilhaben. "Wir lassen uns das einiges kosten." Eine Größenordnung wollte Russwurm aber nicht nennen. Siemens werde den Wettbewerb mit Zulieferern wie Bosch, Continental, Denso und anderen asiatischen Firmen aufnehmen. Die gemeinsam mit Volvo entwickelten Elektroautos will Siemens auch selbst im Straßeneinsatz testen. Dazu liefern die Schweden ab Ende nächsten Jahres 200 Fahrzeuge an Siemens.

Anschluss verpasst

Nach Ansicht von Experten drohte Siemens zuletzt den Anschluss auf dem Feld der Elektromobilität zu verpassen. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center an der Uni Duisburg-Essen verwies auf die lange Geschichte von Siemens beim Bau von Elektromotoren bis hin zum Antrieb von ICE-Zügen. Bei Elektroautos seien die Münchner dagegen Nachzügler. "Ausgerechnet Siemens hat es bisher nicht geschafft, gegen Bosch, Conti und Magna große Aufträge zu bekommen. Die wichtigen Orders sind alle an Siemens vorbeigegangen."

Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach sagte, Siemens eröffne sich ein neues Geschäftsfeld, habe aber "keinen großen Fisch" an Land gezogen. "Daimler oder BMW - von Volkswagen ganz zu schweigen - wären ein ganz anderes Kaliber gewesen. Man braucht aber erst mal einen Eintritt zu dem Geschäft. Immerhin hat Siemens jetzt einen Auftrag."

Auf die Frage, ob kein größerer Hersteller angebissen habe, sagte Spartenchef Russwurm, Volvo habe sich besonders schnell entschieden. Die Schweden wollen nach den Worten von Vorstandschef Stefan Jacoby die Kooperation vertiefen, sprechen aber auch mit anderen Zulieferern. Bratzel sagte, Volvo brauche einen Partner für Elektromobilität. "Alleine können die das nicht stemmen." Mit dem Volvo-Eigner Geely habe sich Siemens Zugang zum wichtigen Markt in China verschafft. Die Volksrepublik gilt wegen der staatlichen Förderung in der Branche als Mekka in Sachen Elektromobilität.

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