Indonesiens größter Steuerzahler: Freeport unter Beschuss

Die weltgrößte Goldmine in der nach Unabhängigkeit strebenden Region Papua wird seit Monaten bestreikt. Der Eigentümer sieht sich zudem mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.

Indigene Dorfbewohner unterstützen den Streik bei Freeport mit einer Straßenblockade. Bild: reuters

JAKARTA taz | Viele Probleme im ostindonesischen Papua wären gelöst, würde Freeport McMoran endlich enteignet, sagte kürzlich der Häuptling vom Stamm der Amungme in einem Interview. Dann würde - so seine Hoffnung - der gigantische Gewinn, den der US-Konzern aus den weltgrößten Gold- und drittgrößten Kupfervorkommen bei Timika einstreicht, endlich Papuas Volk zugute kommen.

Freeport steht den meisten Papuas stellvertretend für Ausbeutung, Unterdrückung, Entfremdung und Gewalt. Den Freeport-Arbeitern, die seit September für höhere Löhne streiken, wäre deutlich mehr Geld schon genug.

Freeport ist Indonesiens größter Steuerzahler und beschäftigt in Papua 22.000 Mitarbeiter, von denen nur 28 Prozent Papuas sind. Die gebotenen 30 Prozent mehr Lohn lehnten die Streikenden ab. Sie seien die am schlechtesten bezahlten Freeport-Arbeiter weltweit. Und die Lebenskosten in Timika lägen weit über dem Landesdurchschnitt. Bis mindestens Mitte Dezember wollen sie weiter streiken. Freeport kostet das täglich 19 Millionen Dollar.

Schon 1967 erhielt Freeport Konzession

Die Sicherheitslage um die Mine ist prekär. Sechs Freeport-Mitarbeiter wurden in den letzten Wochen von Unbekannten erschossen.

Die Konflikte in Papua sind eng verwoben mit Freeport. 1969 wurde die holländische Ex-Kolonie nach einer manipulierten Abstimmung international als Teil Indonesiens anerkannt. Schon 1967 hatte Jakarta dem US-Konzern die Konzessionen zum Gold- und Kupferabbau erteilt.

Auf Unabhängigkeitsbestrebungen in Papua reagiert Jakarta mit verstärkter Militärpräsenz. 2001 wurde Papua zwar eine Sonderautonomie zugestanden. Doch Jakarta setzt vor allem auf Großprojekte.

Bergbau sorgt in Papua für 70 Prozent des Sozialprodukts. Doch die Bedürfnisse und Traditionen der indigenen Papuas werden bei dieser Brachialmodernisierung vernachlässigt.

Die Region Papua ist Indonesiens ärmste

Die Provinzen Papua und Westpapua haben mit je knapp 32 Prozent die höchsten Armutsraten, obwohl seit 2001 umgerechnet 2,3 Milliarden Euro dorthin geflossen sind. Doch davon profitierten vor allem lokale Eliten und besser ausgebildete Zugewanderte. Die Indigenen wurden zur Minderheit im eigenen Land.

Im Oktober forderten Aktivisten auf einem Kongress in der Provinzhauptstadt Jayapura die Unabhängigkeit. Militär und Polizei gingen mit scharfer Munition gegen Teilnehmer vor. Drei Menschen starben, etliche wurden festgenommen.

Nach Kritik der Nationalen Menschenrechtskommission wurden die Polizeichefs von neun Städten und Landkreisen Papuas versetzt. Zwar meinte Jayapuras Polizeichef, dies hätte nichts mit der Gewalt im Oktober zu tun. Doch muss sich die Polizei um ihr Image sorgen.

Bei Zusammenstößen mit Arbeitern waren Anfang Oktober zwei Streikende erschossen worden. Und Ende Oktober bestätigte Indonesiens Polizeichef Timur Pradopo, was ein offenes Geheimnis war: Freeport zahlt Geld an Papuas Sicherheitskräfte.

Taschengeld oder Bestechungsgeld?

Was Polizeichef Pradopo "Taschengeld" nennt, beziffert die Organisation Indonesian Corruption Watch (ICW) auf 79,1 Millionen Dollar, die zwischen 2001 und 2010 geflossen sind. "Die Zahlungen können als Bestechung gesehen werden, sie entbehren jeder rechtlichen Grundlage", kritisiert ICW.

Freeport hingegen verweist auf ein Abkommen für Unternehmen in Krisengebieten. "Jeder kann unsere Berichte über die Sicherheitszahlungen auf unserer Webseite lesen", sagt der Firmensprecher.

Die US-Stahlarbeitergewerkschaft bat inzwischen das US-Justizministerium zu klären, ob Freeport gegen den Foreign Corrupt Practices Act verstieß.

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