Luftfahrt: Araber lassen Air Berlin abheben

Die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi erhöht ihren Anteil an Air Berlin auf knapp 30 Prozent und hat nun eine Sperrminorität. Kritiker befürchten Verlagerungen.

Geht mit Hilfe von Etihad wieder steil: Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Rettung kommt aus dem Nahen Osten: Die arabische Fluggesellschaft Etihad kauft sich im großen Stil bei Air Berlin ein und erhöht ihren Anteil damit von 3 auf knapp 30 Prozent. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft erhält so eine dringend benötigte Geldspritze und Konzernchef Hartmut Mehdorn mehr Zeit für die Sanierung. Etihad wiederum schafft sich einen Brückenkopf in Europa. Ärgern dürfte das die Lufthansa: Einer ihrer größten Konkurrenten aus dem Golf macht sich nun in Deutschland breit.

Seit 2008 schreibt die Berliner Fluggesellschaft rote Zahlen und sitzt derzeit auf einem Schuldenberg von 600 Millionen Euro. Etihad Airways werde der Air-Berlin-Gruppe in den nächsten fünf Jahren Kredite zur Verfügung stellen. Durch die arabische Hilfe könnten allein im kommenden Jahr 35 bis 40 Millionen eingespart werden. Die strategische Partnerschaft eröffnet "einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens", sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn.

Streckennetze und Vielfliegerprogramme der beiden Fluggesellschaften sollen künftig zusammengelegt werden. Das Flugangebot wird auf 77 Länder erweitert. Auch eine direkte Route von Berlin nach Abu Dhabi ist ab Januar geplant. Diese Verbindung werde laut Mehdorn das neue Tor zu Asien und Australien sein.

Auch Etihad-Airways-Chef James Hogan blickt der künftigen Zusammenarbeit sehr optimistisch entgegen: "Diese neue Partnerschaft gibt uns den Zugang zu weiteren 33 Millionen Passagieren und bietet die Möglichkeit für globales Wachstum." Hogan Ethiad Airwaysversprach auch mehr Arbeitsplätze für Luft- und Bodenpersonal.

Der Pressesprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit, Jörg Handwerg, sagte der taz, dass er die Stabilisierung der Air Berlin für sehr begrüßenswert halte. Handwerg gab aber zu bedenken, dass die Interessen von Etihad Airways im Vordergrund stünden. Das arabische Flugunternehmen wolle langfristig Passagiere aus Europa abziehen und sich Landerechte sichern. Ob das langfristig so positiv sei, müsse man abwarten.

Der Einstieg der Etihad Airway ruft zudem erste Kritiker auf den Plan. Laut der Nachrichtenagentur Reuters stelle sich die Frage, ob das arabische Unternehmen mit einem Dementi vor acht Wochen die Finanzmärkte in die Irre geführt habe. Ein Etihad-Sprecher soll einen Medienbericht über den kurz bevorstehenden Einstieg mit folgender E-Mail kommentiert haben: "Der ganze Bericht ist fehlerhaft." Die Finanzaufsicht Bafin prüfe nun den Fall.

Aus der Pressestelle von Air Berlin hieß es gegenüber der taz, man sehe der Angelegenheit gelassen entgegen. Die Gefahr, dass die Transaktion doch noch scheitere, sei überschaubar. "Die Bafin soll sich die Sache ruhig anschauen." Exbahnchef Hartmut Mehdorn ist seit September Interims-Chef von Air Berlin. Mehdorn suchte in der Vergangenheit immer wieder Investoren.

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