Mit dem Schrecken davongekommen : "Nick o mericano"

In Italien wird der Abgeordnete Nicola Cosentino verdächtigt, einer der politischen Gewährsmänner der Camorra zu sein. Jetzt wurde ein Haftbefehl gegen ihn abgewehrt.

Nicola Cosentino, ein Abgeordneter mit vielen Qualitäten. Bild: reuters

Nicola Cosentino strahlte, nachdem Italiens Abgeordnetenhaus einen Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Neapel abgeschmettert hatte. Richtig so, meinte der Politiker aus Casal di Principe, Hochburg der kampanischen Mafia. Ganz wie sein Parteichef Silvio Berlusconi nämlich sei er bloß von den Staatsanwälten, der Presse, der Linken "verfolgt".

Einer der wichtigsten politischen Gewährsmänner des Camorraklans der Casalesi soll der 53-jährige, smarte Cosentino über Jahre gewesen sein. "Nick o mericano", Nick der Amerikaner, so lautet seit je sein Spitzname. Schließlich verdient seine Familie mit Erdölgeschäften und einem Tankstellennetz Millionen; fünf seiner sechs Geschwister sind Aktionäre der Familienholding, nur "Nick" nicht:

Er wurde in die Politik entsandt. Schon mit 19 wurde er Stadtrat in Casal di Principe, mit 21 Provinzrat. Und als Berlusconi 1994 in die Politik einsteigt, reiht Cosentino sich sofort ein, sitzt von 1996 an im Parlament, bringt es sogar zum Wirtschaftsstaatssekretär – und zum Vorsitzenden des "Volks der Freiheit" in der Region Kampanien.

Immer aber soll er nach der Auskunft von immerhin sechs Kronzeugen der Camorra treu geblieben sein, der er seit 1980 gedient habe; sie garantierte ihm im Gegenzug Wählerstimmen und die Beteiligung an den einträglichen Geschäften, als stiller Teilhaber.

Cosentino stritt die Vorwürfe immer vehement ab – auch mithilfe seiner Partei. Die Berlusconi-Koalition verweigerte den Staatsanwälten zum Beispiel per Parlamentsbeschluss die Nutzung von Abhörprotokollen Cosentinos. Und die Fotos von Cosentino, wie er gemeinsam mit einem Mafiaboss eine Bankfiliale betritt? "Bloß ein Höflichkeitsbesuch", meinen seine Fürsprecher.

Vor der Abstimmung am Donnerstag aber schien es, als werde er nun wirklich in Haft kommen. Schließlich regiert Berlusconi nicht mehr, schließlich hatte dessen frühere Koalitionspartnerin Lega Nord erklärt, sie werde der Verhaftung zustimmen. Dann aber besann sich Lega-Nord-Chef Umberto Bossi offensichtlich eines Besseren – und "Nick" kam erneut davon. Bloß als regionaler Parteivorsitzender trat er unmittelbar nach dem Votum zurück.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.