Aktionskünstler in Tschechien verurteilt: Pinkelnde Ampelmännchen

Der tschechische Künstler Roman Tyc provoziert mit vielerlei Aktionen. Weil er eine Geldstrafe nicht bezahlen will, muss er jetzt für einen Monat ins Gefängnis.

Die Ampelmännchen des Künstler Roman Tyc. Bild: screenshot youtube.com/watch?v=b0J43TLaDhI

PRAG taz | "Noch einmal Mittag essen" wird er gehen, sagt der tschechische Aktionskünstler Roman Tyc. Und danach brav an den Toren der Prager Justizvollzugsanstalt Pankrac anklopfen: der 38-jährige Tyc, sein richtiger Name lautet David Hons, muss am Freitag für einen Monat wegen seiner Kunst ins Gefängnis.

Dem 38-Jährigen, der als Mitglied der Künstlergruppe "Ztohoven" provokative Kunst im öffentlichen Raum propagiert, wurden Ampelmännchen zum Verhängnis. Die hatte er im Jahre 2007 an 50 Prager Ampeln ausgetauscht. Die üblichen grünen und roten Männchen hatte er mit Figuren ersetzt, die von lustig bis vulgär anmuteten: ein erhängtes oder pinkelndes Männchen, oder einfach ein Männchen mit Kind oder Hund.

Die tschechische Staatsgewalt fand die Aktion weder kreativ noch witzig und verurteilte Tyc, der den Schaden in Höhe von 82.000 Kronen (etwa 3.300 Euro) selbst beglich, zu einer Strafe von 60.000 Kronen (umgerechnet 2.400 Euro). Da Tyc sich weigerte, diese Strafe zu bezahlen, muss er jetzt für einen Monat in den Bau.

Während man dort schon sehnlichst auf den Künstler wartet - ein Gefängnis in der tschechischen Provinz, das seine Häftlinge zu Malern ausbildet, hat schon Interesse angemeldet Tyc zu beherbergen - formiert sich im Internet der Protest gegen die Inhaftierung des Aktionskünstlers. Schon über 700 Facebook-User haben zum Beispiel versprochen, Tyc Kuchen in den Knast zu schicken. Andere haben in einem offenen Brief Präsident Václav Klaus aufgefordert, Tyc zu begnadigen.

Die Ampelmännchen waren nicht die einzige Aktion, mit der der Künstler die Öffentlichkeit provoziert hat. Vor kurzem stellte er ein Bild aus, das aus der Asche verstorbener Menschen hergestellt worden war. Legendär ist auch eine Aktion, mit der Tyc mit der Gruppe "Ztohoven" die Nation schockte. Der war es im Juni 2007 gelungen, eine Live-Cam im Riesengebirge zu hacken, und so in die Sendung "Panorama" , die jeden Morgen im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen läuft, eine fingierte atomare Explosion hinein montiert.

Auch wenn Roman Tyc seiner Gefängnisstrafe kaum noch entgehen wird, kann er in Zukunft mit Unterstützung von offizieller Seite rechnen. Ob er diese überhaupt möchte, ist zwar nicht bekannt. Aber die Prager Stadträtin Aleksandra Udzenija hat angekündigt, Tyc öffentlichen Raum für seine Projekte zur Verfügung zu stellen. "Das künstlerische Projekt mit den Ampeln hat mich persönlich sehr angesprochen", sagte Udzenija. "Ich wäre froh, wenn wir in Prag einen geeigneten Ort finden könnten, an dem Herr Tyc frei künstlerisch arbeiten kann, ohne sich der Bedrohung einer Repression durch den Staat auszusetzen."

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