Twitter-Interview des Regierungssprechers: „Irgendwas von Mac Miller“
Steffen Seibert stellt sich den Fragen von Twitter-Nutzern und merkt: Vieles kann er nicht beantworten, vieles weiß er nicht. Zum Beispiel den Namen seines Lieblingssongs.
BERLIN dpa | 39 Kurzbotschaften in 45 Minuten: In einem Live- „Twitterview“ hat Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag Fragen beantwortet - vom Euro bis zu seiner aktuellen Lektüre.
„Guten Morgen, hier sitze ich. Tablet ist frisch geladen“, eröffnete Seibert und schickte kurz darauf noch ein Foto hinterher. Seine erste Antwort kam auf die Frage „Wann marschieren die Deutschen Truppen in Syrien ein?“: „Das wäre keine Lösung des Problems. Die Welt muss Druck auf das Assad-Regime organisieren, damit Dialog in Gang kommt“.
Neben aktuellen Regierungsthemen wie Solarenergie, Ratingagenturen oder Afghanistan griff Seibert auch andere Punkte auf. „Weil sie die deutsche Bundeskanzlerin ist“, lautete die Kurzantwort auf die Frage, warum Angela Merkel (CDU) so viel Wert darauf lege, Interviews ausschließlich auf Deutsch zu führen.
Nach einigem Drängeln aus dem Kreis der Twitterer schrieb Seibert zum Scheitern der rot-grünen Regierung in Nordrhein-Westfalen: „Landespolitik ist nichts für Sprecher der Bundesreg. Wir arbeiten hier in Berlin an unseren Aufgaben“. Auch die Antwort, was ein Sieg des Sozialisten François Hollande in Paris für Merkel bedeutete, fiel diplomatisch aus: „1. warten wir die Wahl ab. 2. wird Zusammenarbeit mit jeder französischen Regierung eng/vertrauensvoll sein.“
Auf die Frage nach seinem Lieblingssong war Seibert nicht ganz so sattelfest („Irgendwas von Mac Miller, kenne den Titel nicht.“) wie bei seinem derzeitigen Buch („'Oblomow' von Iwan Gontscharow“). Nach einer Dreiviertelstunde lautete sein Fazit: „Zeit rasend vergangen, jetzt muss ich los, ich denke, wir machen das mal wieder.“
Kurz vor dem Live-Dialog hatte der Regierungssprecher, der seit einem Jahr dienstlich twittert, noch eine andere Botschaft: Twitter- Mitgründer Jack Dorsey, der Spitzenpolitiker persönlich fürs Nutzen des Kurznachrichtendienstes gewinnen will, war am Donnerstag zu einem Gespräch bei Merkel. Das Ergebnis, wie Seibert schrieb: „Es bleibt dabei: als @RegSprecher twittere ich über die Arbeit der Kanzlerin“.
Leser*innenkommentare
Jeandarme
Gast
Ja, isses denn die Möööglichkeit! Seibert weiss den Titel 'seines Lieblingssongs' (was immer das auch sein mag ...)nicht? Wie wir sofort im Titel erfahren. Und soo was will Regierungssprecher ... also ährlich ...
Quo vadis, o taz? Wie wär's denn, zur Abwechslung, mal mit etwas wirklich Interessantem? Z.B. wo Fürsten Ferien machen oder so, DAS wär doch endlich wiedermal ne Geschichte mit Inhalt ...
dej
Gast
@Paulsen So eine eigene status.net-Instanz der Bundesregierung, das wäre schon was...
nönö
Gast
is mir schon gut egal, paulsen
Dr. Paulsen
Gast
Interessiert sich niemand dafür, dass es sehr bedenklich ist, dass nicht nur öffentlich-rechtliche Medien (siehe Gottschalk), sondern nun auch die deutsche Regierung mit proprietären Diensten US-amerikanischer Konzerne ins Bett steigt?
Sowas kann man auch problemlos über eine unabhängige Internetseite oder sogar über SMS und E-Mail hinbekommen. Internetseiten, SMS, E-Mails sind nicht von einem einzigen Konzern abhängig (der zudem in seinem Bereich ein Monopol hat, wie Facebook oder Twitter).
Ist es bei Gottschalk nur ärgerlich, dass öffentlich-rechtliche Medien mit unseren Gebühren eine Datenkrake aus den USA wie Facebook direkt unterstüzten (und faktisch Kundenwerbung für sie betreiben!), ist diese Bevorzugung und einseitige Zusammenarbeit mit einem einzelnen US-Konzern, der Verbraucherrechte mit Füssen tritt, bei deutschen Behörden und der Regierung mehr als nur ärgerlich: Es widerspricht der Neutralitätsprlicht, einen kommerziellen Dienst als einzigen zu nutzen, zu bevorzugen und zu bewerben. Und es ist zudem gefährlich, wenn sich die deutsche Regierung von einem proprietären US-Dienst abhängig macht und ausschließlich mit diesem zusammenarbeitet.